(I)
Das Gebäude ist mit einem Code gesichert.
Rechts neben der Tür gebe ich eine vierstellige Zahl ein. Dann springt die Tür
auf. Ich stehe in einem barocken Saal. Es ist zugig hier. Und es riecht nach
Talg. Die Kleider der Frauen rauschen, wenn sie sich bewegen. Und die vielen
Kerzen tauchen den Raum in ein eigentümliches Licht. Das Licht bewegt sich. Es
changiert. Vom Hellen ins Dunkle. Und wieder zurück. Mal liegt ein Winkel ganz
dunkel da. Um dann kurze Zeit später wieder ganz licht zu sein. Und so ist es
auch mit den Gesichtern der Menschen. Ich sehe in ein Gesicht. Und dieses
Gesicht wechselt. Es verändert sich. In einer schnellen Abfolge. Stakkatohaft. Und
ich kann mich nicht festsehen. An einem Gesicht. Ich kann es nicht einmal kurz
ansehen. Mir wird schwindelig. Dabei. Und ich fühle mich berauscht. Von diesen
Wechseln. Die Sprache, die ich hier höre, ist mir fremd. Sie erinnert mich an
meine. Aber es ist eine sehr alte Form. Die Laute folgen einer längst
vergessenen Melodie. Und ich überlege, mich einzuhören. Entscheide mich jedoch für
etwas Anderes. Und verlasse den Raum.
(II)
Ich gehe um das Gebäude herum. Und stehe
wieder vor der Tür. Ich gebe die Zahl ein. Die Nummernfolge. Wieder springt die
Tür auf. Und ich stehe in einem Raum. Es ist ein Schreibmaschinensaal. Die
Geräusche der Maschinen sind wie kleine Hammer. Die auf Metall schlagen. Und
hier verläuft nichts synchron. Es ist ein hämmerndes Durcheinander. Und dann
ist da noch dieses klingelnde Geräusch. Am Ende der Zeile. Man weist mir einen
Platz zu. Und ich setze mich. An eine Maschine. Neben der Maschine liegt ein
handgeschriebenes Blatt. Das ich
abzutippen habe. Und ich brauche einen Moment. Um mich zu erinnern. Wie diese
Maschine funktioniert. Wie ich das Blatt einspanne. Und ich weiß, dass ich mich
jetzt sehr konzentrieren muss. Denn ein Fehler ist hier ein Fehler. Ich habe
den Text schon zur Hälfte abgetippt. Ich bin sehr vorsichtig. Und dann
unterläuft mir doch ein Fehler. Bei dem Wort Zufall kommt mir am Ende ein drittes L hinzu. Das ich nicht
aufhalten kann. Jemand tritt hinter mich. Blickt auf das Blatt. Überfliegt es.
Und spricht das Wort, das ich falsch schrieb, so aus, wie ich es geschrieben
habe. Die Person lacht.
Sie zieht das Blatt aus der Maschine. Und zerknüllt es. Ich verlasse den Raum.
(III)
Ich gehe wieder um das Gebäude. Gebe den
Code ein. Vierstellig. Und auch jetzt öffnet sich die Tür. Und ich stehe in
einem Raum. Er ist ganz silbern. Und die Menschen tragen Kleidung aus einem
Material, das ich nicht kenne. Es ist weiß. Und ich glaube, dass es atmet. Ich bin
mir nicht sicher, ob es die Menschen sind, die noch atmen. Oder ob es die
Kleidung ist, die das jetzt für sie tut. Die Kleidung scheint fest und porig
zugleich. Die Menschen tragen blaue Haare. Und der Schnitt ist identisch. Bei allen.
Wenn ich an ihnen vorbeigehe, riechen sie nach Lavendel. Was gut zu ihrem Haar
passt. Ich verstehe ihre Sprache. Sie ist wie meine. Nur gibt es einige Wörter,
die ich nicht kenne. Ich höre Dulukt.
Tronspender. Formalikon. Sie beschreiben Sachverhalte und Dinge, die mir nicht
vertraut sind. Weil ich hier im Zukünftigen bin. Dann sehe ich ein Becken. Am
Ende des Raums. Man bittet mich, hineinzugehen. Alle sprechen von einem Bad in der Menge. Auch hier gibt es eine
Verschiebung. Im Verständnis. Ich gehe die Stufen hinunter. Und tauche ein. Ich
tauche unter. Und da ist ein Sog. Der mich nach unten zieht. Und dann stehe ich
wieder vor der Tür. Mit dem Code.
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