Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Donnerstag, 31. Januar 2019

Im Kopf


In Zeiten des Schlafs ist unsere Zentrale ein Kubus,
wo wir mit Nachrichten spielen.

Auf Monitoren üben wir uns in Teleportation –
und verlassen so unseren Großkreis in Richtung Küste.

Unsere Gegenwart ist reine Geometrie.

Und so ziehen wir weiter –
zu den weißen Ameisen hin,
die uns mit ihren flockigen Stimmen von Frisuren erzählen,
die es nur unter dem Meer gibt.

Dienstag, 29. Januar 2019

Am Set


In den Räumen der Gazelle ist unsere Pupille ein Plateau.
Von hier schauen wir zum Festland hinüber.

Seine Oberfläche ist aus Glas –
und wir vermuten Gänge darunter,
die wir durchschwimmen werden.

So entfernen wir uns vom Räderwerk des Regens –
und treffen gegen Abend (zur Zwischenlandung)
in einem Hafen ein,
den wir an seinem Geweih erkennen.

Sonntag, 27. Januar 2019

Outer space

Am Stadtrand wachsen jetzt Spiegel.
Ich bewege mich auf sie zu.
Mit meinen Fühlern berühre ich ihre Oberfläche.

Wenn ich in die Spiegel schaue,
sehe ich Vogelkörper.
Und während ich ihre Laute imitiere,
zeigt sich ein Durchlass in Form eines Fensters.

Ich öffne es.

Dahinter liegen sandige Räume,
in denen die Glasschnecke wohnt.
Durchwandere ich ihr Gehäuse,
gelange ich ins Zentrum der Stadt.

Dienstag, 22. Januar 2019

Reisende (II)


In der Halle ziehe ich einen Vorhang zurück.
Auf der Wand dahinter fließt Wasser.
Ich schaue durch deckenhohe Fenster.
Draußen tagt es bereits.

Ich gehe auf die hintere Wand zu und trinke.
Das Wasser schmeckt leicht bitter –
nach Holz und Mohn.
Es erinnert mich an das Aroma des Blutmondes,
das ich gestern gekostet habe.

Mich zieht es hinaus.
Hier ist ein Garten.
In seinem Inneren steht eine Uhr.
Es ist kurz nach vier.
Und ich gehe weiter.

Ich möchte jetzt Dunkles sagen –
in den Rhododendrontälern,
die ich durchwandere.

Kurz bleibe ich stehen –
und berühre mein Gesicht.
Es hat die Maserung einer Eibe.

Auf einer Anhöhe setze ich mich auf eine Steinbank.
Ich betrachte den Garten.
Derweil wachsen mir Narzissen aus dem Mund,
die ich dann pflücke.

Ich werde später Vasen suchen und sie in die Halle stellen.

Im Innenraum meiner Ohren zeigt sich jetzt ein Eingang.
Ich gehe darauf zu.

Schon bin ich wieder in den Tiefen des Hauses,
aus denen ich kam.