Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Freitag, 17. März 2017

Menschen in Räumen



Ich habe mir einen Überblick verschafft. Hier gibt es 5 Stationen. Und jede Station ist ein Zimmer. Die Zimmer lassen sich nur von oben betreten. Man geht über das Dach. Öffnet die Luke. Und steigt eine Treppe hinunter. Die einer Feuerleiter gleicht. Oben auf dem Dach ist man allem ausgesetzt. Dem Sichtbaren. Und dem Unsichtbaren. Letzteres macht sich auch bemerkbar. Durch ein Kneifen etwa. Oder einen hohen Ton. Manchmal verursacht es Gänsehaut. Zum Beispiel: Wenn es sehr kalt ist. Dann trägt man den Schnee hinein. Vom Dach. In das Zimmer. Was wiederum sichtbar ist. Aber eigentlich ist das, was sich dort oben abspielt, nebensächlich. Es ist ein Nebenort. Eine Nebenhandlung. Im Zentrum stehen die Zimmer. Von denen es 5 gibt (ich erwähnte es bereits). Ich habe einen Auftrag. Ich habe den  Auftrag erhalten, mir die Zimmer anzusehen. Und ein Protokoll anzulegen.
  
EINS: Ich betrete das erste Zimmer. Durch die Luke. In dem Raum gibt es einen Kamin. Genau in der Mitte. Davor steht ein Mann. Der seine Hände faltet.

ZWEI: Im zweiten Raum befindet sich ein Tisch. Er steht in der Mitte. An dem Tisch sitzt eine Frau. Sie betrachtet ihre Hände.

DREI: Im dritten Raum steht ein Stuhl. In der Mitte des Zimmers. Auf ihm sitzt ein Mann. Und er kaut. An seinen Händen.

VIER: Ich gehe weiter. Zunächst wieder aufs Dach. Um dann abermals die Leiter hinunterzusteigen. Ins vierte Zimmer. In der Mitte des Raums steht ein Übertopf. Daran lehnt eine Frau. Und sie gießt. Ihre Hände.

FÜNF: Nun der fünfte Raum. Ich habe alles notiert. In der Mitte des Raums befindet sich ein Becken. Davor ein Mann. Der seine Hände trocknet.

Ich habe jetzt fünf Stationen in Augenschein genommen. Und alles protokolliert. Da ist also stets etwas in der Mitte. Und dann sind da die Hände. Die Hände bleiben. In der Mitte des Raums. Und ich überlege, was es damit auf sich hat: Mit den Händen. In der Mitte. Des Raums. Und ich beschließe, dem nochmal nachzugehen. Ich gehe also zurück. In das dritte Zimmer. Und ich bitte den Mann, den Raum zu verlassen. Damit ich allein bin. Und es herausfinden kann. Der Mann bleibt. Auf seinem Stuhl. In der Mitte des Raums. Und dann verstehe ich: Ihn halten die Hände.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.