Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Donnerstag, 30. März 2017

Druck. Des Seltsamen.



Ich habe eine Einladung erhalten. Zu einer Vernissage. Die Ausstellung findet in einem Kraftwerk statt. Mir gefällt die Atmosphäre. In diesem Gebäude. Das ist der Hauptgrund, weshalb ich immer wieder herkomme. Zur Eröffnung redet jemand. Wie jedes Mal. Oft höre ich gar nicht zu. Heute jedoch ist das anders. Es interessiert mich. Denn das, was sich hier gleich zeigen wird (nach dieser Ansprache), scheint mir doch recht ungewöhnlich. In dem Raum (es ist das Kesselhaus), der jetzt noch verschlossen ist, hängen zwölf Bilder. Es sind großformatige Drucke. Das Besondere ist, dass niemand ihre Urheberschaft kennt. Sie tauchten einfach auf. Und seither hängen sie an den Wänden des Kesselhauses. Darüber hinaus gestaltet es sich so (und hier werde ich noch hellhöriger), dass es keine Informationen dazu gibt, wie die Drucke überhaupt in das Kraftwerk, in das Gebäude gelangt sind. Niemand weiß, wer sie angebracht hat. Ganz im Innern des Kraftwerks. Die Ausstellung trägt den Titel: Druck. Des Seltsamen. Und jetzt verstehe ich, wie nah das liegt. Den Anwesenden ist die Unruhe anzumerken, endlich die Bilder zu sehen. Und dann öffnet man die Tür. Alle drängen und strömen hinein. An was ich mich dann noch erinnere: Die Bilder sind grau. Und seltsam. Die Menschen erstarren. In diesem Raum. Es ist jetzt vollkommen still. Im Kesselhaus. Jemand schließt die Tür. Und dann geht das Licht aus. Als es wieder hell wird, liege ich auf einer Wiese. Der Druck des Seltsamen ist auch hier. Um mich. Er haftet noch an mir. Obwohl ich mich draußen befinde. Und das Kraftwerk gar nicht mehr in Sichtweite ist. Alles ist grau hier. Und seltsam. Wie im Kraftwerk. Zu dem es mich jetzt zieht. Ich verschaffe mir Zugang. Und dann bin ich im Kesselhaus. Das ist der Raum mit den Bildern. Und auf dem Boden stapeln sich jetzt hunderte, tausende dieser Bilder. Und ich sehe, dass sie hinausflattern. Ich suche nach der Quelle. Irgendwo muss ein Zulauf sein. Und ich gehe in den Raum hinter dem Kesselhaus. Und hier sehe ich Fässer. Mit weißer und mit schwarzer Farbe. Und einen Mischer. Der das Grau anrührt. Und dann durch die Wand presst. Sodass es sich zeigt. Auf der anderen Seite. Im Kesselhaus. Ich stelle mich zwischen die Farbfässer. Und tauche meine Hände in die Farbe. Und da presst sich etwas durch die Wand. Ich gehe zurück. Ins Kesselhaus. Dort ist jetzt jemand. Gehalten. In Grau.    

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