Ich
komme direkt auf das große Fenster zu. Das Gebäude verläuft hier bogenförmig. Und
obwohl die Scheibe getönt ist, fällt mein Blick wieder auf den sperrigen
Gegenstand, der an der vorderen Säule lehnt. Vielleicht ein Schneeschieber,
denke ich und gehe weiter. Jetzt bin ich am Eingang. Über der breiten Tür prangt
ein Schriftzug. Und auch heute bleibe ich davor stehen, um ihn mir anzusehen.
Es ist wie jeden Tag, denke ich: Den einen
Teil vergesse ich. Den anderen Teil behalte ich. Immobilie bleibt. Dieses Wort geht nicht. Wie sollte es auch, unbeweglich
wie es ist. In diese Anblicklethargie fällt ein Gedanke, und ich gehe ein paar
Meter zurück zur Scheibe. Der sperrige Gegenstand steht jetzt inmitten einer
Wasserlache. Und da ist noch etwas: Weiße Schollen unten am metallischen Schieber.
Vielleicht ist das Schnee, denke ich. Aber wir haben erst Ende Oktober und
draußen bestimmt zehn Grad.
Ich gehe wieder zum Eingang. Die Tür öffnet
automatisch. Etwas weiter hinten ist eine gläserne Kabine. Der Pförtner darin trägt
einen weißen Anzug. Alles hier ist schon viel weiter, denke ich. Möglicherweise
liegt es am Licht, dass ich so denke. Ich halte kurz inne. Eigentlich weiß ich,
dass das Licht wenig damit zu tun hat. Dann gehe ich direkt auf die Scheibe zu.
Der Pförtner sieht mich an. Er mustert mich, als suchte er nach einem
Anhaltspunkt. Wahrscheinlich fragt er mich gleich nach meinem Dienstausweis.
Dann drückt er einen Knopf und spricht in ein gräuliches Mikrofon. „Haben Sie
einen Termin?“ „Ich bedaure, nein.“ „Ok. Ich kann Ihnen drei Optionen anbieten.
--- Unsere Finanzierungsabteilungen sind: Eins
für Häuser. Zwei für Inseln. Drei für Höhlen. Wo darf ich Sie anmelden?“
„Noch einmal, bitte.“ „Eins für Häuser.
Zwei für Inseln. Drei für Höhlen. Wo also darf ich Sie anmelden?““ „Bei Eins,
bitte.“ „Also konventionell?“ Ich nicke. „Warten Sie. Ich öffne Ihnen. Im nächsten
Raum finden Sie alles, was Sie für die nächsten Schritte brauchen. Gehen Sie
dann einfach immer geradeaus.“
Ein Surren ertönt. Dann fällt die Tür hinter mir zu.
Ich stehe in einem weiß gekachelten Raum. An der Wand vor mir hängen
Daunenjacken. Sie sind der Größe nach geordnet. In einem deckenhohen Metallregal
stehen Schneeboots. Ich nehme mir passende Stiefel und eine Jacke. Dann folge
ich dem Gang. Es wird merklich kälter, und ich ziehe meine Ausrüstung an.
Schließlich stehe ich vor einem Rolltor, das sich nun langsam öffnet. Alles dahinter
ist weiß. Meine Augen müssen sich erst an das blendende Licht gewöhnen.
Ich bin am Rande eines riesigen Schneefelds. In einiger
Entfernung sehe ich unzählige Schreibtischreihen. Überall sitzen Menschen. Sie
arbeiten hinter Schreibmaschinen. Diese hier machen keine Geräusche, denke ich.
Auf allen Tischen stapelt sich Papier. Ich gehe näher heran. Plötzlich taucht etwas
auf – ganz still ist es jetzt neben mir. Ich betrachte es. Ein Apparat, denke
ich, und schon beginnt er zu arbeiten. Dann öffnet sich ein Fach, und ich nehme
einen Zettel heraus. Es ist eine Wartenummer: 334.
Wenige Minuten später blinkt meine Nummer auf einer Tafel
mitten im Schneefeld auf. Ich gehe zu Platz 4. Dort sitzt ein Mann in einem
weißen Anzug hinter seinem Schreibtisch. Er nickt mir zu und fordert mich dann mit
einer Handbewegung auf, Platz zu nehmen. Mein Blick fällt auf sein Namensschild.
Den einen Teil vergesse ich. Den anderen Teil behalte ich. Immobilie bleibt. Dieses Wort geht nicht, wie sollte es auch, unbeweglich
wie es ist. In diese Anblicklethargie fällt seine Frage. „Also Häuser?“ Ich
nicke. „Bedaure. Hier liegt alles auf Eis. Alles. Und alle. Also auch ich.“ „Warum
gehen Sie dann nicht?“ „Es geht nicht. Weil es noch nicht geht, denken wir. Wissen
Sie, wir arbeiten hier an etwas, das wir noch gar nicht gedacht haben.“