Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Donnerstag, 30. Juni 2022

Enigma

 

Wir haben jetzt Bilder in der Haut.

Sie zeigen Steine.

Und im Stein ist noch ein Bild.

Das spricht.

 

Die Stimme taucht in uns ein.

Sie ist spitz wie eine Nadel.

Wir fliehen vor ihr –

bis tief in die Wälder.

 

Ein Sturm kommt auf.

Die Bäume schlagen nach uns.

Auch sie sprechen jetzt.

 

Man schickt uns zu den Doldenblumen

in der Mitte des Sees.

 

Dort pflückt man uns ein Zeichen.

Dienstag, 21. Juni 2022

weltenraum

 

wir bewegen uns. auf etwas zu.

es ist nacht.

die scheinwerfer zeigen uns rollfelder, terminals, einen tower.

am rand unzählige flugzeuge.

alles ruht.

jemand sagt zentralflughafen.

wir richten den satelliten aus.

er fliegt jetzt tiefer.

 

unter uns bewegt sich etwas.

die sohlen unserer schuhe brechen -

und werden dann zu staub.

unsere füße stehen auf nacktem grund.

wir warten.

 

aus unseren mündern tönen jetzt nie gehörte laute.

jemand sagt dieses alphabet ist nicht alpha.

die laute treffen ihn.

das gestein färbt sich rot.

wir lassen ihn im geröll zurück.

 

über uns leuchtet der satellit,

den wir nach uns benannt haben.

dann erreichen wir die klippen.

die startbahn endet hier.

an ihrer kante teilt sich der weg in luft oder wasser.

 

wir stehen wieder auf felsigem grund und lauschen dem gespräch der elemente.

sie erzählen von ausgestopften tieren.

wir sehen uns an.

in unseren augen flackern die bilder dieser erzählung.

die tiere müssen sich auf einer leiter befinden,

die irgendwo hier steil nach unten führt –

entlang der klippenwand.

 

jemand steigt die ersten sprossen hinunter.

er sagt nichts. und wenig später nichts .

dann tauchen fahrzeuge auf.

sie sind weiß –

und kommen aus der luft und aus dem wasser.

jemand sagt noch raumschiff.

 

und schon sind wir woanders.

Freitag, 10. Juni 2022

Astronauten _ In einem anderen Teil des Raums

 

Alles schmeckt hier künstlich.

Sogar die Haut.

Wir blicken in den luftleeren Raum,

den wir durchfahren.

 

Es ist wahr:

Die Planeten sind aus Plastik.

Die Monde auch.

Vielleicht endet unsere Reise hier.

Und wir lassen nur Gemähtes zurück.

Das ist alles.

Und einige glatte Silben,

die zu keinem Ohr mehr finden.

 

Wir verweilen,

bis wir in unsere Kopfschatten fallen.

Schon dämmert es –

und wir verschenken uns an die Kamelien,

die hier plötzlich überall wachsen.

Wir gehen unter –

unter ihre Blütenschicht,

wo unsere Nylonmäntel ein Wappen bilden.

 

Das ist ein Zeichen aus einer anderen Geschichte,

die man in unseren Tastaturen finden wird.

Es gibt eine Vorschau.

 

Und der erste Satz scheint schon durch.