Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Sonntag, 5. März 2017

Schrank





Er war bodenlos. Der Schrank. Alles, was in ihn hineingeriet, versank. Man kaufte Leitern. Strickleitern. Die man aneinanderknotete. Viele Kilometer lang. Und stieg hinunter. Um nach dem Bodenlosen des Schranks zu suchen. Da war eine Röhre. Man nahm an, dass sie in das Innere der Erde führte. Sie verlief jedoch anders: Obwohl man hinabstieg, gelangte man nach oben. Und es war ein Oben, das niemand kannte. Es war hell hier. Angenehm warm. Und es gab Pflanzen. Man ging immer weiter. Vor. In das Innere dieses Landes. Und dann stieß man auf ein Feld. Hier wuchsen Schränke. Einige waren noch ganz klein. Es waren Sprösslinge. Von der Größe einer Hand. Und da waren auch ausgewachsene Exemplare. Die bald geerntet wurden. Sie waren hoch. Wie Schiffe. Ozeandampfer. Jemand besah die Schränke. Und auch hier tat sich wieder das Bodenlose auf. Und es setzte sich fort. Denn auch in ihnen waren Röhren. Die man hinabstieg. Und eigentlich hinauf. Und wieder gelangte man in das Land. Mit den Feldern. Voller Schränke. Man stieg noch oft. Hinab. Und eigentlich hinauf. Und gelangte wieder in das Land. Das jetzt schon ganz bodenlos war. Inmitten der Schränke.

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