Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Samstag, 4. März 2017

Folding



Als ich das Zimmer betrat, lagen die Wände in Falten. Ich dachte an die Haut eines Reptils. Und alles fühlte sich ganz ledrig an. Hinter den Falten schienen Hohlräume zu sein. Wo die eigentlichen Wände jetzt waren, wusste ich nicht. Da war eine Bewegung. Im Raum. Und ich sah, dass sich das Faltige auch an der Decke fortsetzte. Und dann ging es über. Auf das Licht. Die Glühbirne veränderte ihre Form. Nun waren auch die Wellen des Lichts faltig geworden. Alles stauchte sich jetzt. Hier. Im Raum. Verlor an Kontur. Die Verhältnisse änderten sich. Alles, was eine Beschriftung trug (oder die Schrift selbst war), war fortan unlesbar. Die Flächen gerieten in Bewegung. Sodass hier alles verrutschte. Und hinunterfiel. Oder aber hängenblieb. Ganz verkeilt. Zwischen den Falten. Ich wollte mir einen Überblick verschaffen. Auch davon, wie es draußen aussah. Auf meinem Weg zum Balkon kam ich an einem Wandspiegel vorüber. Er war ganz faltig. Und als ich hineinsah, blickte mich etwas Umschnürtes an. Auch dieses ganz faltig. Ich ging auf den Balkon. Und sah, dass sich das Faltige weiter ausbreitete. Es erreichte alles. Was mich umgab. Und in meinem Blickfeld lag. Ich wollte wissen, wo es herkam. Das Faltige. Wie es entstand. Irgendetwas musste losgelassen haben. Von oben. Oder unten. Sodass sich alles zusammenzog. Zu einer Falte. Die Falte war die Abwesenheit. Von Spannung. Die ich genoss. Weil sie mir Spannung verschaffte. Ich beschloss, einverstanden zu sein. Gleichzeitig wollte ich weitergehen. Auf den Grund. Also grub ich. Und hob. Alles aus. Und in den Schächten stieß ich auf Glattes. Wir sahen uns an. Und es sagte: So faltig. Bin ich.

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