Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Samstag, 30. März 2019

Fabelwesen


Diese Wolle riecht ganz kosmisch –
und verströmt klingelnde Töne.

Einer davon ist das Signal.

Schon beginnt mein Gesicht zu wandern –
und erreicht dann ein sonniges Gewebe
(es erinnert mich an ein Schloss an der Côte d´Azur).

Dort lässt es sich nieder –
als luftige Fäden.

Donnerstag, 28. März 2019

Metamorphosen _ oder: Der Rückzug der Feststoffe


Das Riesenrad steht jetzt in der Brandung.
Es hat Gliedmaßen (zwölf Arme und Beine) –
und ich sehe auch Augen auf mehreren Querstreben.

Während es sich dreht (es ist sehr gelenkig),
kommen Töne aus ihm.
Sie klingen urban (ich höre Motoren und das Rattern von Zügen).

Ich schaue und lausche.

Schon ist Mitternacht.

Und das Riesenrad verwandelt sich in eine Pflanze.
Es ist ein Malvengewächs mit fünf Kelchblättern.

Ich trete näher an die Blüte heran und berühre ihre Staubfäden.

Dies ist die Abwesenheit jeglicher Form, denke ich.
Hier gibt es keine Linienführung.

Was bleibt, sind die Lichter in den Baumkronen.

Montag, 25. März 2019

Nostalgia 3.0



Daten überträgt man jetzt interstellar –
während wir aus den Fenstern unserer Pfahlbauten
die Silhouetten der Häuser betrachten.

Sie sind aus Kalk gemacht –
und ein weißer Hauch (gelöstes Mauerwerk)
weht auf die Anhöhe.

Dies ist ein Sehnsuchtsort.

Hier suchen wir nach verlorenen Signalen –
Botenstoffe aus Elektropop und Soap-Opera.

Freitag, 22. März 2019

Ort (2)


Ich gehe durch eine Muschellandschaft.
An ihrem Rand taucht etwas auf –
und verebbt wieder.

Es könnte eine Glasfaser sein –
und ich folge ihr bis tief in ein Tunnelsystem.

An den Wänden sehe ich imprägnierte Gesichter.
Ich kann hören, was sie träumen.

Sie murmeln etwas von einer Zone aus Waschbeton.
Dort hat man in den Rissen zwischen den Wänden
das Granulat ihrer Sprache verbaut.