Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Freitag, 31. August 2018

Photoautotroph


Ich atme Plankton aus.
Es verfängt sich
in meinem Spiegelbild.

Schon kommen Wimpertierchen
aus dem Untergeschoss.
(dort ist ein Hafenbecken)
Sie lassen das Plankton
in ihre Zellmünder einstrudeln.

Später ähneln sie Inseln,
auf denen ich mich niederlasse.
Sie sind meine Ruhezone,
in der ich unsichtbar bin.

Donnerstag, 30. August 2018

Netzwerk


Die Spiegel gehen hier
in Zellen über.
Bei genauerem Hinsehen sind es
Hände in einem verdichteten Raum,
die Keile halten.

Der Raum könnte ein Wald sein.
Und ich höre ein Rauschen.
Das sind Datenströme.
(ich kenne dieses Geräusch)

Jetzt fällt mir ein Filter auf.
(gehalten von Keilen)
In mir wächst eine Ahnung.
Und sie trägt mich
bis an den Rand des Raums.

Hier verzweigen sich Alleen.
Ich gehe die mittlere hinunter.
In den Bäumen sehe ich Nester.
Und mich erreicht ein Signal:
Dort oben schlüpfen die Wälder.

Dienstag, 28. August 2018

Weiße Lichtmühle


Ich rieche geschmolzenen Zucker
(hier oben im Gebirge) -
und dringe mit meinen Augen
in einen Felsen ein.

Darin zeigt sich etwas:
Ich blicke auf eine Schonung
(hier wachsen meine künftigen Vorstellungen).
Sie sind aus leeren Farben gebaut.
Und es zeichnen sich erste Bahnen
eines Kammerspiels ab
(ich sehe Wirbeltiere in einem Kraftwerk sitzen).

Hinter dem Glas des Kontrollraums
ist Sinn gespeichert (so meine Ahnung) –
eine weitverzweigte Schönheit,
aus der Zungen läuten werden,
sobald meine Augen aus dem Felsen gehen.

Freitag, 24. August 2018

Perception Room


Ich sehe mich um
in der Eingangshalle
und bewege mich
auf den hinteren Bereich zu.

Hier stehen Telefone.
(es sind fünf  -
nebeneinander auf einem weißen Marmortisch)
Ich betrachte sie länger –
und muss genauer hinschauen:
Sie befinden sich noch im Larvenstadium
und ähneln kleinen, gläsernen Obelisken,
die sich bereits jetzt einstimmen auf ein Ohr.

Mein Radiomund spricht hinein in sie –
und meine Sätze strömen  
in Kabel, Satelliten und Antennen.
Noch ist es Rohmaterial,
das sie bilden.
(ich höre von Flamingos aus Glas –
ungeschliffen)

Aber schon erhalte ich Antwort,
und ich höre von Haar, das jetzt auf dem Ostatlantik wächst –
und zwischen Meeresfarn sichtet man erste Augenstiele.

Mein Blick geht weiter.
Über den Wassern ist etwas.
Ich ahne Verstecke,
aus denen etwas hervortreten wird.

Und damit dies geschieht,
werde ich die Augen schließen.

Donnerstag, 23. August 2018

Strömungsfilm (2)


Ich bin ganz wild.
(hier im Lichtregen -  unweit der Sternwarte)
Von meinem Standort aus bewege ich mich weiter
und erreiche einen See, der fossil ist.
Ich umwandere ihn und finde einen Zugang.
Er führt mich unter das Gewässer. Hier finde ich unberührte Räume.
In den Gängen berühren mich Langusten.
Und ich werde ganz salzig.

In der Ferne sehe ich Lichter.
Ihre Wellen sind blaustichig,
und ich folge ihnen in einen Garten.
Seine Wände und Fassaden sind aus Süßholz gemacht.
Und in seiner Mitte begegne ich der Nacht.
Sie ist ein flockiges, zartes Wesen.
Ich strecke mich ihr entgegen, und mein Mund trifft sie.
Ich ströme. Und forme mich neu.
Jetzt ähnle ich einem Tier, das fortan auf der Anhöhe der Nacht lebt.