Am Morgen gehe ich über die Ringstraße. Ich
passiere das Theater. Und erreiche einige Minuten später ein Palais. Das ist
der Ort, wo ich arbeite. Seit Jahren schon. Meine Kanzlei ist sehr weitläufig. Ich
schätze die hohen Decken. Und die Kühle. Die das alte Gemäuer spendet. Jetzt
besonders, da es draußen unerträglich heiß ist. Selbst wenn ich zwischendurch
die Fenster öffne, um ein bisschen die Stadt hinein zu lassen, bleibt es
angenehm kühl in meinen Räumen. Seit einigen Tagen ist es hier jedoch anders.
Wenn ich morgens mein Arbeitszimmer betrete, steht mitten im Raum ein Wagen. Es
ist ein Gefährt, das mich an einen Zirkuswagen erinnert. Es ist lichtgrün. Und strahlt.
Da mein Arbeitszimmer weitläufig ist, nimmt der Wagen nicht die gesamte Fläche
ein. Aber er ist eben da. Der Wagen. Ich bin schon einige Male um ihn
herumgegangen. Und habe an seinen Außenwänden gelauscht. Ich möchte wissen, ob
da irgendetwas ist. Im Innern des Wagens. Bisher war es immer ganz still. Mir
fällt es seit der Ankunft des lichtgrünen Wagens schwer, mich auf meine Arbeit
zu konzentrieren. Die Schriftsätze erfordern äußerste Konzentration. Ich jedoch
habe die Befürchtung, dass mir jetzt Fehler unterlaufen. Oder möglicherweise schon
unterlaufen sind. Und sich dies unvorteilhaft auswirken wird. Auf mich. Und
meinen Ruf. Der bisher tadellos war. Neuerdings sitze ich an meinem Schreibtisch.
Und blicke immer wieder auf. Zum Wagen. Und ich bin unruhig. Und tatsächlich: Ich
liege richtig. Mit meinem Gefühl. Denn jetzt öffnet sich die Tür. Des Wagens.
Und heraus kommt etwas Lichtgrünes. In der Form eines Balkens. Der Balken ist
etwa so groß wie ich. Nur eben schmaler. Und da sind auch keine Gliedmaßen (ich
sehe weder Arme noch Beine). Er hat auch keinen Kopf. Dann höre ich eine
Stimme. Die sehr angenehm klingt. Ganz menschlich. Und sie sagt: Ich bin komprimiert. Und der Balken
kommt auf mich zu. Und er lehnt sich über die Akte. Wenige Sekunden später
öffnet sich der Balken. Kurz nur. Und es fällt ein Zettel heraus. Er landet
direkt vor mir. Auf meinem Schreibtisch. Aus dem Balken spricht es: Kernsatz. Und auf dem Zettel steht in
der Tat der Satz, der den gesamten Sachverhalt meiner Akte zusammenfasst. Prägnant.
Und schlüssig. Eine Viertelstunde später sind alle Kernsätze gefunden. Und
formuliert. Für alle Akten, die ich zu bearbeiten habe. Und so gehe ich aus dem
Büro. In ein Kaffeehaus. Trinke eine Melange. Und verlasse dann die Stadt. In
einem lichtgrünen Wagen.
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