Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Freitag, 29. Dezember 2017

Permutatio



Hier trocknet man Spiegel.
Ich zähle achtundvierzig.
In diesem Raum.

Ich gehe weiter.
Auf der Ebene 0.
Von Raum zu Raum.

Im Gebäude gibt es 5 Aufzüge.
Sie fahren bis in die einhundertachte Etage.

Ich bin jetzt auf Ebene 1.
Und betrete den ersten Raum.

Die Spiegel hier werfen Blasen.
Dann ziehen sie sich zusammen.
Und werden faltig. Und trocken.

Ich streiche mit meinen Fingern darüber.
Wie Reptilienhaut, denke ich.
Einer Eidechse gleich.

Dann ist es plötzlich ganz still im Raum.
Ich stehe vor den Spiegeln.
Sehe aber nichts.

Irgendetwas kommt. Auf mich zu.
Aus dem Innern der Spiegel.

Ich höre ein Rauschen.
Und gehe noch näher heran.

Ich schlüpfe in einen Spiegel.
Und sehe meine Füße. Halb Eidechse schon.

Das Rauschen hüllt mich ein.
Es klingt kosmisch, denke ich.
Und trägt mich nach oben.

Weit über die einhundertachte Etage hinaus.

Donnerstag, 28. Dezember 2017

Similitude



Eine Gezeitenmündung aufsuchen.
An der Grenze von Land und Meer.

Sich dort niederlassen.
Und in einer Hand lesen.
Der linken.

Sie erzählt von Wassertieren.
Die auf dem Grund des Meeres leben.
In einer Zone ewiger Finsternis.

Die Tiere sind wie Haar.
Sie ähneln Frisuren.

Und bei Landgängen hält man sie
für zweibeinige Wesen.


Montag, 25. Dezember 2017

Im Stundenglas II



Ich finde Kandiertes.
In der Sanduhr.
Kirschen und Himbeeren.

Die Zeit ist jetzt süß.
Und rot.
Denke ich.

Und verlasse das Haus.
Wo jetzt auch alles süß und rot ist.

Und ich gehe weiter.
Durch den Wald.
Bis zum Meer.
Das auch süß und rot ist.

Am Strand kommt etwas auf mich zu.
Ein Schalentier.
Mit einem weißen Gehäuse.

Ich nehme es mit.
Und setze es zu Hause in meine Sanduhr.

Die Zeit ist jetzt eine Spirale.
Aus Kalk gemacht.
Denke ich.

Und verlasse das Haus.
Schon drehe ich mich.
Um meine eigene Achse.