Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Dienstag, 31. März 2020

Nachtgewächs


Der Tag liegt im Halbschatten.

Und wir gehen durch die Wände der Häuser,

um zu den Sandbänken zu gelangen.

Dieser Weg erscheint uns näher,

als durch das Eis der Fenster zu steigen.

Viele tragen jetzt durchsichtige Flügel.

Und mit ihren Mündern kauen sie den Sand,

der vom Gang dieses Tages erzählt.

Er wächst in die Nacht (wie immer).

Und sie wird sandig sein.

Sonntag, 29. März 2020

Lautlos


Nicht weit von hier wandelt man jetzt in einem Flussbett.
Es hat Fenster -
und der Blick fällt auf essende Gräser.
Geht man weiter,
so kommt man in das Innere der Pflanzen.
Sie reichen bis an die Küsten.
Und wachsen schon bald darüber hinaus -
bis weit über die Ränder der Welt.
Irgendwo dort erwacht man -
auf Fellen liegend und mit Federn geschmückt.
Eine Sonne scheint jetzt ferner -
die nächsten Körper auch.

Donnerstag, 26. März 2020

Zurück in der Stadt


Man hat mir etwas in meinen Blick geflochten.

Es könnten Pflanzen sein - oder Streifen von Fell.

Ich schaue nach draußen.

Alles erscheint nun heller.

Vielleicht sind das Leuchtmittel.

Meine Gedanken strömen in Auge und Ohr.

Es ist sehr laut hier. Laut und hell.

Das Sehen schmerzt. Das Hören auch.

Irgendwann legt mein Blick ein Bekenntnis ab.

Er hat gesehen, was kommt.

Dienstag, 24. März 2020

Sphäre



Der Himmel ist jetzt ein Relief.
Ich sehe länger dorthin.
Es ist aus Augen gemacht.
Dazwischen verlaufen Straßen.
Sie sind leer und glänzen.
Ich wandere darauf.
Nach einer Weile blicke ich mich um.
Meine Spuren formen ein Gesicht.
Es ähnelt irgendwem -
aber die Erinnerung fehlt.
Dann erreiche ich eine Station.
Sie gleicht einem Uhrwerk.
Von hier nimmt die Zeit ihren Ausgang.
Ich gehe weiter und durchquere das Grün einer Stadt.
Jetzt begleiten mich die Stimmen von Tieren.
Sie erzählen von einem Geheimnis -
und auf einer Anhöhe stoße ich dann an die Haut des Himmels.

Donnerstag, 12. März 2020

Lichtung V


Der Himmel fließt -

bis in meine Augen hinein.

Er hat sich weiß gekleidet und kommt tönend herab.

Es sind die Laute eines Tieres, die er macht.

Das Tier denkt.

In meinen Augen sind jetzt Fabriken.

Und es gibt viele Brände ringsum.

Schon fahre ich stadtauswärts.

Meine Zunge macht jetzt auch diese Laute.

Irgendwann erreiche ich die Küste -

und gelange von dort auf eine Bohrinsel.

Seitdem lebt die Schönheit in meinen Augen -

umspielt von Wasser.