Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Mittwoch, 31. Juli 2019

U-Topos (Unmöglicher Ort)

Die Strömung ist in den Bildern.
Ich vermute ein Gewölbe, das sie durchzieht.
Es reicht bis an den Rand der Wälder.
Dort (auf der Lichtung stehend) betrachtet jemand die Ringe des Saturn.
Auch am Himmel strömt es jetzt.

Man kommt auf den Alleen zusammen (sie befinden sich auf der anderen Seite)
und besieht das schwebende Zeichen.
Die Strömung wird stärker.
Das spüren hier alle (auf beiden Seiten) -
und wenden sich der Schrift zu, die auf den Wänden der Häuser erscheint.

Dies ist eine Kulisse, sagt man sich -
den Auftakt ahnend, für den sie steht.
Dahinter (im Kern des Bildes der Kern der Stadt) prägt man schon Münzen in diesem Zeichen.

Donnerstag, 25. Juli 2019

Nachtwärts


Ich habe die Kerzen befragt.
Sie sind Intarsien des Lichts,
das dieses Zimmer ausleuchtet.

Der Raum ist das Projekt.
Er ist eine Welt aus Möglichkeiten -
begrenzt durch seine Außenwände.

Heute trägt er Gefieder -
und gibt vor, das Kaufhaus Magnet zu sein.

Sein Boden ist mit Mosaiken geschmückt -
und an den Wänden ranken Warenketten.
Sie sind zum Niederknien -
und ich versinke in etwas wie Kontemplation,
aus der ich noch vor der Nacht wieder herausfinde.

Die Tür öffnet automatisch.
Und ich trete hinaus in einen Garten aus durchsichtigen Fundstücken.

Dienstag, 23. Juli 2019

Nacht der Sirenen (Along the way)

Ich bewege mich auf geteerten Bahnen -
und gleite an Feldern vorbei.
Mein Blick wandert über trockenes, staubiges Korn -
eine vergessene Ernte vielleicht.

In der Mitte hat man Ballen aufgetürmt.
Ich lese sie als eine Installation.
Sie erinnert mich an die Mechanik der Malven.
(auch sie wachsen als aufsteigende Pflanzen).

Irgendetwas singt.

Ich halte an und steige aus.
Ringsum tönt es -
hundertzüngig.

Das Licht wird schwächer.
Schon liegen die Felder im Halbdunkel.
Die Landschaft wird leer -
und ich tauche ein in den Gesang.

Süße umhüllt mich.

Ich bin jetzt in der Mitte eines Dreiecks,
das mir unvollständig erscheint.
(vielleicht haben es Stenografen erschaffen)

Mein Denken verläuft hier ohne Syntax.

Es zeigt sich in barocken Bildern -
und ich bin der Stiftsplatz.

Mittwoch, 17. Juli 2019

Time traveller

Plötzlich ist das Ufer da.
Ich berühre es mit meiner Zunge und gehe an Land.
Hier finde ich Netze.
Sie trocknen im Sand.
Bei Sonnenaufgang hat man mit ihnen Lichtjahre gefangen -
und sie auf verborgenen Feldern ausgesät.
(das wird man mir später erzählen)

Das Land schmeckt salzig.
Es ist von Kanälen durchzogen.
Und es gefällt mir hier.

Ich gehe weiter -
immer tiefer in die Landschaft hinein, bis ich ganz innen bin -
umhüllt von Fischen und Pflanzen.

Irgendwo auf dieser Höhe muss die Metrostation gewesen sein,
in der ich einst Zuflucht fand, bevor ich von hier ins Offene fuhr -
auf die Lichter zu.

Freitag, 12. Juli 2019

Paläontologie

Vulkanisch, sage ich.
Und deute hinunter auf die Stadt,
deren Flügel jetzt innen liegen.

Ich untersuche das Gelände ringsum.
Und finde Spuren von Phosphor, Mangan und Caesium -
allesamt Elemente mit ungeraden Ordnungszahlen.

Ich sammele sie ein und mische einen Stoff daraus,
mit dem ich von hier oben den unebenen Grund der Stadt bestreue.

Schon wachsen ihr Augen.
(sie werden wachsam sein)

Und die Nähte der einstigen Straßen lösen sich -
und werden zu Zellen eines Waldes,
der nur den Vögeln gehört.

Samstag, 6. Juli 2019

Raum bei Nacht

(1)
Der Himmel ist karg -
darunter eine dampfende Landschaft.
Ich vermute, sie hat ein Innenfutter.
Darin finde ich glänzende Schnäbel
und ein Feld aus Fossilien.

Ganz am Rand sitzen Wasservögel -
umgeben von Zeit.
Ihre Körper sind genäht -
Schicht für Schicht -
aus etwas Weißem.
Unten am Saum sehe ich Metalle.

(2)
Dort ist ein Grundriss.
Er zeigt eine Chaussee.
Man hat sie spiegelverkehrt gezeichnet -
und die Bäume eingefärbt.

Durch die Straße zieht sich Garn.
Es reicht bis in meinen Mund.
Dort verfängt es sich in Pflanzen.

Von hier schaue ich wieder hinaus.
Dort tritt ein Gletscher aus dem Asphalt.
Schon bildet sich eine ganze Felsenstadt -
auf jedem Gebäude steht etwas.
(immer genau ein Wort)

Ich lese Morgenrot -
und schaue auch unter den Fels.
Hier treffe ich auf etwas Weiches -
und nenne es Moos.

(3)
Nebenan läuft jetzt ein Film.
Er ist aus Sternen gemacht.
Die Bilder sind schweigsam.

Ich gebe meinen Standort ein -
und tauche ein in diesen Stoff.

Jetzt stehe ich auf einem Gelände -
umringt von Spiegeln.

Ich sehe Linien aus Garn,
die die Spiegel miteinander verweben -
zu etwas, das ich später in meinem Haar tragen werde -
und dessen Name sich nur bei Nacht zeigt.

Mittwoch, 3. Juli 2019

The appearance of disappearance

Die Augen sind Fenster.
Dahinter finde ich Dinge.
Sie verbergen etwas.
Vielleicht ist es Schmuck -
von jener Art, wie ihn das Farnkraut trägt.

Ich gehe in den Wald gegenüber.
Dort suche ich die Lichtung -
und folge einer Federspur.
Dann stehe ich unter freiem Himmel.

Hier wohnt der Schlaf.
Für ihn macht man Festumzüge -
er zeigt sich nie.

Auf der Lichtung ist Tag.
Es ist immer ein und derselbe Tag.
Ich erkenne ihn an seinem Atem -
mit dem auch die Dinge verschwinden.

Ringsum.