Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Sonntag, 19. März 2017

Marskanal



Ich habe Vertiefungen gesehen. In der roten Erde. Vertiefungen in etwas ganz Krustigem. Ich ging darauf zu. Es sah aus wie ein Flussbett. Nur dass rechts und links Stufen waren. Sie führten hinab. Vielleicht zum Grund. Dieser Vertiefung. Zunächst wollte ich prüfen, wo ich mich befand. Und ich leckte am Gestein. Es schmeckte nach Tau. Was mich überraschte. So trocken, wie es hier war. Ich stieg die Treppen hinunter. Und je länger ich stieg, desto weiter wurde der Raum. Offensichtlich bewegte ich mich immer tiefer hinein. In dieses System. Und plötzlich stand ich unter einem Firmament. Es war taghell. Das Firmament musste sich ganz im Innern des Planeten befinden. Ich konnte diesen Raum, in dem ich jetzt stand, mit meinen Blicken nicht wirklich ermessen. Ich hatte keine Anhaltspunkte, wie weit er reichte. Nach rechts und links. Nach vorne. Und hinten. Ich streckte mich. Nach oben. Und gelangte mit meinen Händen an einen Stern. Den ich pflückte. Und als ich ihn in meinen Händen hielt und ihn ansah, erschien er mir wie eine Frucht. Und ich aß diese Frucht. Ich aß noch eine zweite. Und ich aß viele. Bis das Firmament ganz leer war. Es war immer noch taghell. Und ich schloss für einen Moment die Augen. Als ich sie wieder öffnete, waren da Sterne. Am Firmament. Sie wuchsen. Sehr schnell. Das war der Mars. Und in ihm keimten und wuchsen Sterne. Es waren ganze Sternenplantagen, die an den Ufern des Marskanals lagen. Dann ertönte das Signal. Und ich ging. Zurück. Die Schönheit dieses Orts wohnt noch heute in mir. Und ich bin ganz sternig. Seither.

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