Unter dem Putz zeichnete sich etwas ab. Eine
Wirbelsäule. Von etwas sehr Großem. Ich sitze nahezu täglich an diesem Tisch.
Mit Blick auf eine Wand. Ohne Tapete. Ich war kurz in die Küche gegangen, um
mir ein Glas Wasser zu holen. Draußen war es schon dunkel. Es stürmte ein
wenig. Aber das beschäftigte mich nicht besonders. Oder vielmehr: Es lenkte
mich nicht ab. Weil ich zu tun hatte. An meinem Schreibtisch. Und in Gedanken
bei den Papieren war, an denen ich weiter arbeiten wollte. Dann sah ich es: Da
war etwas, das sich auf meiner Wand abzeichnete. Unter meiner Wand. Denn es lag
ja nicht auf dem Putz. Sondern darunter. Ich konnte die einzelnen Wirbel
deutlich erkennen. Unten, direkt über der Fußleiste, verjüngten sie sich. Nach
oben hin wirkten sie kräftig. Die Wirbel reichten fast bis an die Oberkante meines
Türrahmens. Ich sah keinen Kopf. Und auch keine Extremitäten. Vielleicht hing
das mit der Lage dieses Wirbeltiers zusammen. Es grub seinen Kopf gerade ganz
tief in die Wand. Und suchte nach etwas. Mit Händen und Füßen. Im Innern. Der
Wand. Sodass sich sein Körper nach vorne zog. In die Wand. Und ich es nicht
sah. Ich wusste nicht, woraus diese Wand eigentlich bestand. Vielleicht aus
Steinmehl. Man hatte in einer Kiesgrube Steine zermahlen. In denen Fossilien waren.
Und die sich hier jetzt wieder neu zusammensetzten. In meiner Wand. Sodass sich
Altes abzeichnen konnte. Und ich es sah. Plötzlich ging eine Vibration durch
den Raum. Sie durchzog den Fußboden. Denn ich spürte sie deutlich in meinen
Füßen. Jetzt bebte es. Und dann bemerkte ich, dass es von der Wand ausging. Schon
rieselte an einigen Stellen im Raum der Putz herunter. Und dieses Beben nahm
zu. Und als ich auf die Wand sah, bewegten sich die Wirbel. Dann lösten sie sich.
Aus der Wand. Und die Wirbelsäule drückte sich heraus. Und verschwand. In etwas
jenseits der Wand. Ich hörte Laufgeräusche. Wie Hufe. Sie hallten lange nach. Dann
war es still. In der Wand. Und ich sah jetzt die Rinde eines Baumes. Die sich
deutlich abzeichnete. Auf ihr.
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