Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Samstag, 16. Juli 2016

Frucht



Da sind Ameisen. In meinem Glas. Aus dem ich eben noch getrunken habe. Das Glas steht vor mir. Auf dem Tisch. Und ich sehe, wie sich Straßen bilden. Und die Ameisen sich darauf fortbewegen. Es gibt drei Straßen. Die parallel verlaufen. Und direkt in mein Glas führen. Auf dem Weg dorthin ist eine Glaswand zu erklimmen. Und es kostet Anstrengung, sie zu passieren. So glatt und steil. Wie sie ist. Das sehe ich den Ameisen an. Oben angekommen, geht es direkt hinunter. In das Glas. Wo sich das Getränk befindet. Süß. Und rot. Ich bemerke: Immer mehr Ameisen tauchen ein. In das Glas. Aber ich sehe auf der anderen Seite keine mehr hinauskommen. Und das Rot im Glas steigt. Irgendetwas verdichtet sich. Dort unten. Auf dem Boden des Glases. Etwas, das das Flüssige verdrängt. Und hochdrückt. Sodass es schon überläuft. Ich könnte das Flüssige wiegen. Und wüsste dann, wie groß dieser Körper ist. Sein Volumen. Unten. Im Glas. Aber ich bin nicht schnell genug. Es aufzufangen. Schon tropft es. Rot. Von meinem Tisch. Dann fließt es. Weiter. Aus meinem Zimmer. In den Flur. Dann in den Garten. Der Gehweg wird rot. Und verschwindet. Unter den Fluten. Man kommt schon. Mit Schläuchen. Und Pumpen. Und arbeitet gegen das Rot. In den Straßen.  Und ich denke, dass es sich ja jetzt zeigen wird. Im Glas. Und ich sehe hinein. Dort liegt ein Apfel.

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