Während ich Kaffee trank, fiel mein Blick
auf die Pflanze. Mir gefiel die Form ihrer Blätter. Und auch ihren Duft mochte
ich sehr. Ich nahm sie häufiger zum Würzen von Speisen. Als ich sie mir näher
ansah, bemerkte ich eine Zahl. Auf der Unterseite eines der oberen Blätter. Es
war eine 3. Schon entdeckte ich weitere Zahlen. Da war die 2, etwas weiter
unten die 5. Direkt daneben die 7. Es waren Primzahlen. Und bei eingehender
Betrachtung zeigte sich, dass unter allen Blättern Zahlen waren. Ich kam bis
101. Vielleicht waren sie aufgeklebt. Ich berührte eine der Zahlen. Ich konnte
sie nicht lösen. Die Zahlen waren also in den Blättern. Ein Teil von ihnen. Und
ich fragte mich, wie lange die Zahlen wohl schon dort waren. Auf den Blättern. Und
warum sie mir vorher nicht aufgefallen waren. Und wie viele dieser Blätter ich
bereits gegessen hatte. Mit den Zahlen. Und was die Zahlen in und mit mir
machten. Ich ging ins Bad. Mir war nach etwas Kühlem. Und ich ließ mir Wasser
über die Hände laufen. Als ich dann in den Spiegel schaute, waren da Zahlen. In
meinem Gesicht. Auf meinem Hals. Auf meinen Ohren. An meiner Stirn. Ich sah auf
meine Unterarme. Und blickte auf meine Füße. Da waren überall Zahlen. Auf
meinem Körper. Dicht an dicht. Die Zahlen waren einstellig. Zweistellig.
Dreistellig. Und soweit ich es überblicken konnte, hatte ich es auf meiner Haut
nicht nur mit Primzahlen zu tun. Ich sah die 1. Neben meiner Nase. Auf meinem
linken Knie war die 608. Das war die höchste. Die ich entdecken konnte. Das
Besondere war, dass sich die Zahlen nur auf der Vorderseite meines Körpers
befanden. Mich erinnerte das an ein Spiel. Und ich beschloss, die Zahlen
miteinander zu verbinden. Ich nahm einen Stift. Begann mit der 1. Und arbeitete
dann systematisch weiter. Ich verband die Zahlen. Miteinander. Bis zur 608. Und
so verliefen schließlich unzählige Linien über meinen Körper. Als ich damit
fertig war, trat ich vor einen großen Spiegel. Und ich sah die Umrisse und innere
Struktur eines Blattes. Ganz fein verästelt. Es glich meiner Pflanze. Und es
roch auch wie sie. Ich verströmte den Duft dieser Pflanze. Ich ging zurück in die
Küche. Weil ich durstig war. Alles blühte hier. Und in dem Blumentopf, wo doch
sonst die Pflanze war, da war jetzt ich. Meine Beine steckten tief in der Erde.
So spross ich. Und wuchs. Und ich goss mich. Weiter.
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