Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Freitag, 8. Juli 2016

Kleine Fische frühstücken



Der Ort, an dem ich bin, ist anders. Es gibt Wasser. Korallen. Plankton. Da sind Sandbänke. Stege. Und Felsen. Manchmal auch eine Brandung. Alles ist im Kreis angeordnet. Ich schreite diese Formation stündlich ab. Am Tag. Und auch in der Nacht. Hier wird es nicht dunkel. Ich brauche etwas weniger als eine Stunde, um den Kreis zu umwandern. Dann setze ich mich kurz, um neue Kraft zu schöpfen. Und auch, um das Wasser abzustreifen. Von mir. Das Wasser ist außen. Auf meiner Haut. In meinem Haar. Aber es ist auch innen. In mir. Denn mein Bauch ist ein Aquarium. Wenn ich mich ein bisschen hinunterbeuge, kann ich durch die Glasscheibe sehen. Alles ist wohleingerichtet. Darin. Es gibt Wasser. Korallen. Plankton. Da sind Sandbänke. Stege. Und Felsen. Manchmal auch eine Brandung. Jeden Morgen gibt man mir einen Fisch. Einen kleinen. Je nach Wochentag variiert seine Farbe. Heute, am Dienstag, ist es ein blauer Fisch. Gestern war er grün. Und morgen wird er gelb sein. Die Fische spüle ich mich Salzwasser hinunter. So ist es ganz bunt. In mir. Und wird immer bunter. Denn der Schwarm wächst. Und das Aquarium auch.

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