Die Fliese sah anders aus. Und als ich sie
berührte, gab sie nach. Sie zerbrach. Wie eine Eierschale. Dahinter war eine
Halle. In der Menschen standen. Ich näherte mich ihnen. Die Halle glich einer
Kathedrale. Ein Prachtbau, dachte ich. Dieser Begriff stellte sich ein. Um
diesen Ort zu begreifen. Ich stand in der Mitte des Raums. Von hier waren die Wände
des Bauwerks nur undeutlich zu erkennen. So weitläufig war es. Und als ich nach
oben schaute, war keine Decke zu sehen. Da war nichts. Eingezogenes. Was den
Raum begrenzte. Oder abschloss. Nach oben hin. Es war auch kein Himmel zu erkennen.
Und die Menschen, die in der Halle standen, schauten nach oben. Als würden sie
auf etwas warten. Ich trat näher heran. Sie unterschieden sich von mir. Und
schienen einer anderen Zeit zu entstammen. Ihre Kleidung war mir fremd. Die
Stoffe, aus denen ihre Kleider gemacht waren, sahen aus wie Staub. Bunter Staub.
Der glänzte. Wie ich es sonst von den Flügeln der Schmetterlinge kannte. Ich lag
nicht falsch. Das zeigte sich jetzt. Das, worauf die Menschen warteten, traf
ein. Trat ein. Von oben. Es waren Falter. Ein ganzer Schwarm. Sie waren
purpurfarben. Mit weißen Augen. Auf ihren Flügeln. Sie waren groß. Und maßen eine
Elle. Wind kam auf. Er war so stark, dass ich mich an einer Säule festhielt.
Und schon nach kurzer Zeit war der Boden bedeckt. Mit den Faltern. Die ganz
ruhig wurden. Und still. Reglos saßen sie da. Und mir war, als schliefen sie.
Und die Menschen legten sich dazu. Ganz behutsam. Um sie nicht zu zerdrücken. Und
ich sah ihnen dabei zu. Allem Anschein nach war ich noch nicht entdeckt worden.
Weder von den Menschen noch den Faltern. Jetzt schliefen alle. Und dann hörte
ich ein Geräusch. Etwas Schabendes. Außen. Es schabte an den Außenwänden. Und
an den riesigen Fenstern. Da regte sich etwas. Da rankte etwas. Etwas wucherte.
Dort draußen. Und es wurde immer dunkler. In der Kathedrale. Das mussten
Pflanzen sein. Ranken. Die alles umfingen. Aber was ich durch die Fenster sah,
war nichts Grünes. Es war weiß. Es sah aus wie ein Wollfaden. Der sich immer
mehr und immer dichter um die Kathedrale legte. Bis alles abgeschlossen war. Zu.
Wir atmeten. Aber es drang kein Licht mehr zu uns durch. Und dann verstand ich:
Wir befanden uns in einem Kokon. In einem riesigen Kokon. Wir waren
eingesponnen. Vielleicht schlüpften wir bald. Ich wusste es nicht. Alles
schlief. Noch immer. Dann musste auch ich eingeschlafen sein. Und als ich
wieder aufwachte, erwachten alle. Alles. Auch die Anderen. Aber es gab ja gar
nicht mehr dieses Andere. Denn alles war jetzt eins. Wir waren zu einem
einzigen Falter geworden. Der sich nun prachtvoll erhob.
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