Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Freitag, 15. Juli 2016

Receiver





Ich habe das letzte Gerät ausgeschaltet. Das letzte Gerät einer ganzen Ansammlung oder vielmehr Sammlung von Geräten. Die ich in diesem Raum vorfand. Die sich mir zeigten. Als ich die Tür öffnete. Und den Raum betrat. Es war kein kleiner Raum. Sondern ein sehr weitläufiger Raum. Den ich schon fast gar nicht mehr Raum nennen konnte. Weil er mich in seinen Ausmaßen an eine Halle, an eine Fabrikhalle erinnerte. Trotzdem war es ein Raum. Ich wollte ihn so nennen. Weil ich mich in ihm aufgehoben fühlte. Und auch verbunden. Verbunden mit den unzähligen Geräten. In ihm. Als ich den Raum betrat, war es ganz still. Obwohl ich doch eben noch vor der Tür die unterschiedlichsten Geräusche aus dem Raum vernommen hatte. Ich hörte Fernseher. Radios. Radiowecker. Und Telefone. Es summte. Piepte. Und sprach. Ich stand im Raum und blickte auf kleine Säulen. Viele kleine Säulen. Die ganz symmetrisch angeordnet waren. Ich zählte zehn pro Reihe. Der Abstand identisch. Die Säulen waren klassisch. Und auf jeder stand ein Gerät. Ein elektronisches Gerät. Von einem der Telefone ging jetzt ein Grundton aus. Und einige Displays begannen zu leuchten. So wurde es im Raum wieder lebendig. Und dann sah ich Wellen. Im Raum. Ich dachte an Frequenzen. An etwas, das die einzelnen Geräte miteinander verband. Und die Wellen schlugen aus. Nach oben. Und nach unten. Und ich merkte, dass eine Kraft von ihnen ausging. Ich fühlte mich angezogen. Und stellte mich in die Wellen hinein. Sodass sie meinen Kopf durchliefen. Wie Ströme. Ich sagte bereits: Zwischen den einzelnen Geräten gab es eine Verbindung. Jetzt auch zu mir. Die Wellen füllten meinen Kopf. Meinen Körper. Es strömte. Und es zog mich. Hin. Und an. Und ich hörte. Es knisterte. Und knackte. In mir. Ich ging auf Empfang. Und empfing, was mich dann füllte. Es waren die Bilder und Töne. Der Geräte. Die mir zugespielt wurden. Es waren jetzt in mir: Filme, Hörspiele, Klingeltöne, die Zeitansage. Irgendwann ließ es nach. Mit den Bildern. Und Tönen. Und dann stand etwas. Im Raum. Das raunte. Es raunte. Zwei Wörter. Das eine sah ich: Und ich las Bildträger. Und das andere hörte ich: Ich vernahm Tonträger. Und diese beiden waren. Ja ich. Ich war der Bildträger. Und der Tonträger. Da war die Verbindung. Und ich wusste nun, was ich zu tun hatte: Die Bilder und Töne aus diesem Raum heraustragen. In mir. So schritt ich jede einzelne Reihe ab. Ging von Säule zu Säule. Und schaltete die Geräte ab. Zuletzt ein Telefon. Dann verließ ich den Raum. Die Bilder und Töne sind jetzt draußen. Und ich höre. Und ich sehe: Alles verbindet sich. Schon. 

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