Rund um das Schloss wachsen sämtliche
Pflanzen dieses Landes. Keiner hat sie gepflanzt. Oder ausgesät. Sie sind
einfach da. Ich gehe oft dorthin. Um sie mir anzusehen. Eine Pflanze ist nie
dort wieder anzutreffen, wo sie beim letzten Mal stand. Sie wechselt ihren Ort.
Ich beginne meinen Rundgang immer an der kleinen Steinmauer. Links vom Hauptportal.
Vorgestern waren hier lilafarbene Sterndolden. Heute sehe ich an dieser Stelle schon
von weitem weiße Blüten. Die mich an kleine Lampenschirme erinnern. Das werden
Zaunwinden sein. Ich komme näher. Jetzt bin ich an der Steinmauer und beuge
mich hinunter. Zu den Pflanzen. Ich sehe genauer hin. Das sind keine Winden. Im
Beet liegt eine Lichterkette. Mit weißen Schirmchen. Aus Plastik. Ich trete
einen Schritt zurück. Und sehe, dass sich die Lichterkette durch das ganze Beet
zieht. Mehrere Meter. Mein Blick wandert nach links. Dort steht Farn.
Königsfarn. Und während ich ihn ansehe, wird er mit etwas überzogen. Es kommt
von rechts. Wie eine Welle. Und setzt sich fort. Bis zu den Rosen. Den Teerosen
und Moosrosen. Am Ende des Beets. Vor mir stehen jetzt Kunstblumen.
Plastikpflanzen. Die ölig schimmern. Im Licht. Ich blicke nach oben. In
Richtung Schloss. Seine Fassade glänzt. Das sind geschichtete Plastikquader. Kein
Stein mehr. Ich drehe mich um. Zu den anderen Besuchern. Ihre Gesichter und
Hände sind die von Schaufensterpuppen. Ich verlasse den Innenhof. Des
Schlosses. Der Weg vor mir ist aus Plastik. Der Teich, an dem ich jetzt
vorbeikomme, ist aus Plastik. Und die Vögel darin sind es auch. Ich bleibe stehen.
Und berühre mein Gesicht. Es fühlt sich an wie ein Neoprenanzug. Ich gehe zum
Ufer. Des Teichs. Gehe hinein. In das Wasser. Das jetzt anders ist. Und gar
nicht mehr kalt.
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