Ich gehe täglich. In den Wald. Ich mag es,
Fährten zu lesen. Die Wege hier eignen sich, dies zu tun. Sie sind eben. Und
leicht sandig. Sodass sich alles gut abzeichnet. Darauf. Ich muss in diesem
Wald die Zeit besonders im Blick behalten. Wenn ich ihn absuche. Nach Fährten. Denn hier im Wald herrschen die Gezeiten. Ich
habe mir einen Plan erstellt. Für Ebbe. Und Flut. Er hängt an einer Wand. In
meinem Haus. Sodass ich mich orientieren kann. Jetzt (um 12.48 Uhr) ist Ebbe.
Auf den Wegen. Im Wald. Ich bin zeitig losgegangen. Um die Wege so vorzufinden,
wie ich sie brauche. Für meine Suche: Frei. Begehbar. Und bereit, Eindrücke
aufzunehmen. Auf sandigem Grund. Heute folge ich der Spur eines Zweibeiners. Es
sind Abdrücke, die ich nicht kenne. Der Form nach erinnern sie mich an einen
Vogel. Aber ich folge der Spur nun schon seit fast einer Stunde. So wird es kein
Vogel sein. Der derart ausdauernd auf den Wegen geht. Vielleicht ist es ein
Säugetier. Das heute eine neue Gangart wählte. Um mit versetzten Füßen vorzugeben,
etwas ganz Anderes zu sein. Plötzlich endet die Spur. An einem Unterstand. Vor
dem ich jetzt stehe. Ich sehe mich um. Aber hier ist nichts. Kein Wesen. Ich
setze mich. Auf eine Bank. Denn meine Füße schmerzen. In diesen Stiefeln. Ich ziehe
sie aus. Und blicke auf Füße, die mich an die eines Vogels erinnern. Dann höre
ich das Tosen. Der Wellen. Das steigende Wasser. Die Flut. Ich bin heute sehr weit
in den Wald gegangen. Viel weiter als sonst. Auf meiner Spurensuche. Und ich
habe währenddessen die Gezeiten vergessen. Schon berührt das Wasser meine Füße.
Die auf sandigem Boden stehen. Noch finden sie Halt. Meine Vogelfüße. Doch dann
klettere ich schnell. Auf das Dach. Des Unterstands. Und fliege hinauf. In den Wipfel.
Der Tanne.
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