Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Montag, 17. April 2017

Netz



Ich arbeite schon lange daran. Es liegt viele Jahre zurück. Dass ich sie aufnahm. Meine Arbeit am Netz. Meine Knüpfarbeit. Am Anfang fiel es mir leicht. Dann schmerzten meine Hände. Bis sie selbst immer mehr zu Netzen wurden. Was das Knüpfen wieder einfacher machte. Für mich. Denn alles fügte sich. Ineinander. Meine Tage bestehen aus Arbeit. Am Netz. Ich stehe früh auf. Noch vor Sonnenaufgang. Und setze mich. An mein Netz. Ich knüpfe nach einem festen Rhythmus. Der dem Netz anzusehen ist: Eine strenge Abfolge von Verdichtung. Und Raum. Jeden Mittag mache ich einen Spaziergang. Es ist immer dieser eine Weg, den ich gehe. Er führt mich auf eine Anhöhe. Durch den Buchenwald. An den Teichen vorbei. Und wieder zurück. In mein Haus. Wo ich weiterknüpfe. An meinem Netz. Bis es dunkel wird. Zum Ausklang lese ich. In Büchern. Die von Netzen erzählen. Oder höre Musik. Auch sie tönt vernetzt. Gegen Mitternacht ziehe ich mich zurück. Erschöpft. Denn obwohl alle Tage gleich verlaufen, zehrt es an mir – meine Arbeit am Netz. Das auch in meinen Träumen auftaucht. Nacht. Für Nacht. Es ist ein immer wiederkehrender Traum, den ich träume: Ich liege im Netz. Und trage. Mich selbst.

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