Ich lebe nachts. Ich arbeite nachts. Esse.
Gehe spazieren. Und liebe. Nachts. Was ich in den hellen, lichten Stunden tue (die
Tag genannt werden), weiß ich nicht. Weil ich keine Vorstellung davon habe, was
ein Tag ist. Das Licht, das ich sehe, ist immer künstlich. Das natürliche
hingegen, von dem man mir erzählt, kenne ich nicht. Ich mache vieles allein.
Für einen Spaziergang in der Nacht finde ich selten Gefährten. Mit der Liebe
ist es anders. Aber auch sie gestaltet sich oft schwierig. Weil vielen eine Liebe
am Tag doch lieber ist. Ich bin gesund. Und habe eine Haut, die nach Sonne
riecht. Sagt man mir. Was ich nicht glauben kann. Wenn ich einmal krank bin,
gehe ich zum Nachtdienst. Zur Nachtapotheke. Habe ich Appetit, gibt es
Supermärkte, in denen ich zur Nachtstunde einkaufen kann. Das war früher
anders. Da ernährte ich mich von dem, was die Tankstellen mir anboten. An ihren
Nachtschaltern. Mein Leben verläuft sehr ruhig. Auch hier in der Stadt. Ich
treffe selten auf Menschen. Und der Verkehr kommt fast zum Erliegen. Wenn ich
nachts unterwegs bin. Ich habe die Straßen und Plätze oft für mich allein. Und
auch von meiner Arbeit werde ich nicht abgelenkt. Denn es ist ganz still. Im
Haus. Und ich kann mich gut konzentrieren. Manchmal beschäftigt mich die Frage,
was ich eigentlich tagsüber tue. Was ich ja nicht weiß. Einmal baute ich eine
Kamera auf. Um dieser Frage nachzugehen. Aber ich konnte mich nicht erkennen. Es
war vollkommen dunkel. In diesen Aufzeichnungen des Films. Obwohl alles gut
ausgeleuchtet war. Mit zwei Scheinwerfern. Die ich in meiner Wohnung
positionierte. Nach einem weiteren Versuch gab ich auf. Mit dieser Klärung.
Denn auch diesmal blieb alles im Dunkeln. Und so beschloss ich, dass es den Tag
gar nicht gibt.
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