Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Freitag, 27. Januar 2017

Uhren



Die Uhren gehen. Und vergehen. Hier. Sie gehen vorüber. Und gehen. Ein. Sie sind im Laufe der Zeit, die sie selbst anzeigen und somit zu verantworten haben, gesunken. Immer mehr sind sie in Richtung Erde gesunken. Sie sind auf die Erde gesunken. Von Türmen. Und Masten. Schränken und Kommoden. Und von Handgelenken. Den Gelenken derer, die sie trugen.  Sie sind auf den Boden gesunken. Auf den Boden der Tatsachen. Und haben selbst eine Tatsache geschaffen: Dass die Zeit vergeht. Indem sie sinkt. In Richtung Boden. Und neuerdings sogar bis in den Boden. Hinein. Die Uhren, einstmals mit einem festen Gehäuse ausgestattet, sind weich geworden. Wie Wachs. Sie zerfließen. Und sickern in den Boden. Ein. Was sich hier sammelt und was sie speisen, ist der Zeitstrom. Von dem niemand weiß, wo er hinfließen wird. Ob er irgendwo, an einem anderen Ort, wieder über die Ufer treten wird. Womöglich tritt der Zeitstrom an einer anderen Stelle wieder über die Ufer. Überschwemmt alles. Und macht das Land fruchtbar. Urbar. Und vielleicht werden auf diesen Feldern andere Uhren wachsen. In denen eine andere Zeit gedeiht. Fernab von Ziffern und Zeigern. Es könnten Wellen sein. Oder Blitze. Oder eine Garnrolle. Die auf den Boden fällt. Und sich entspult.

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