In der Stadt, in der ich wohne, gibt es
keine Geschäfte. Die nächsten Einkaufsmöglichkeiten sind Meilen entfernt. Und
da niemand hier über ein Fahrzeug verfügt und die Stadt auch nicht angefahren
wird, müssen wir das, was wir brauchen, anders beschaffen. Als ich hier hinzog
(und das ist schon viele Jahre her), wurde die Stadt noch von Drohnen versorgt.
Irgendwann blieben sie aus. Deshalb sind wir dazu übergegangen, uns selbst zu
versorgen. Was wir brauchen, wächst aus uns selbst. Genauer gesagt: Aus unseren
Mündern. Lebensmittel. Kleidungsstücke. Bauteile elektrischer Geräte. Wir haben
uns spezialisiert. Sind arbeitsteilig. Und leben im Tauschhandel. Anfangs mit
Einschränkungen: Wenn etwas aus dem Mund wächst, fällt das Sprechen schwer. Und
das Essen besonders. So war diese Methode zunächst sehr beschwerlich. Aber wir
perfektionierten sie. Alles wächst jetzt innerhalb weniger Minuten. Wir können
sogar einige Dinge auf Lager legen. Und haben einen Vorrat. Das ist neu. Und
noch ganz ungewohnt. Von Zeit zu Zeit erhalten wir Besuch. Von außen. Aus anderen
Ländern. Und Städten. Die sich ähnlich versorgen möchten. Man fragt uns nach
dem Saatgut. Der Ursprungszelle. Oder einem Keim. Aus dem sich dann alles
entwickelt. In unseren Mündern. Und wir sind uns nicht sicher, wie wir die
Frage beantworten wollen. Denn das, was hier wächst aus uns, ist ganz gläsern.
Und bedarf keines Keims. Genau wie wir.
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