Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Donnerstag, 19. Januar 2017

Landkarten



Ich öffne den Schrank. Und ziehe die Laden heraus. Darin befinden sich Papierbögen. Die über sich vermitteln, Landkarten zu sein. Das wird nicht ausgesprochen. Das wird mir auch nicht mitgeteilt. Es steht auch nirgends. Aber ich weiß, dass diese Bögen als Landkarten betrachtet werden wollen. Sie geben nicht nur vor, es zu sein. Sie sind es (sagen sie). Und so nehme ich eine Landkarte heraus. Und lege sie auf den Arbeitstisch. Ich schalte das Licht ein. Sodass ich alles besser betrachten kann. Auf dem Papier ist lediglich ein Umriss zu erkennen. Er könnte die Kontur eines Landes sein. Oder auch etwas ganz anderes. Der Umriss eines größeren Steins. Einer Basaltsäule. Ich sehe länger. Auf diesen Umriss. Und überlege, ob mir diese Form bekannt vorkommt. Und sie ist mir bekannt. Es ist (gestaucht zwar) mein eigener Körper. Den ich hier sehe. Die Hauptstadt dieses Landes zeichne ich auf der Höhe des Nabels ein. Ein Name wird sich finden. Und ich trete ein. In den Umriss. Ich bin jetzt im inneren Feld. Und sehe, dass es dort eine Schraffur gibt. Die ich von außen gar nicht gesehen habe. Diese Schraffur erscheint ganz weich. Und ich lege mich dorthin. Zwischen zwei Linien. Es ist, wie zwischen zwei Saiten eines Instruments zu sein. Und dann höre ich. Mich klingen.

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