Ich war jetzt am Meer. Die Sonne stand im Zenit.
Und ich wanderte über den Deich. Es war Ebbe. Was sich jetzt im zurückgehenden Wasser
zeigte, waren Gärten. Sie waren terrassenförmig angeordnet. Und von üppigem
Wuchs. Ich sah Blumen. In prachtvollen Farben. Da waren Gemüsebeete. Und man
hatte sogar Rebstöcke gepflanzt. Die Gärten mussten sich bei Flut auf dem
Meeresboden befinden. Es waren Wassergärten. Und ich beschloss, meinen
Spaziergang fortzusetzen. Und in einigen Stunden, wenn die Flut kam, wieder auf
den Deich zurückzukehren. Als ich gegen Abend an die Stelle zurückkam, war das Wasser
schon merklich gestiegen. Es würde aber noch einige Zeit dauern, bis alles
überflutet war. Die Gärten jedoch waren schon jetzt verschwunden. Ich überlegte
mir, bei dem übernächsten Gezeitenwechsel (beim Übergang von Ebbe zu Flut)
wieder hier zu sein, um alles mitzuverfolgen. Und als ich wiederkam, hatte ich
Glück: Die Gärten waren noch da. Und das Wasser begann gerade, langsam zwischen
die Blumen und Pflanzen zu strömen. Plötzlich veränderte sich das Bild. Und die
Gärten erhoben sich in die Lüfte. Und flogen davon. Wie Vögel. Als ich sie aus
den Augen verloren hatte, ging ich zurück. Und kam an einer Fischerhütte
vorbei. Dort saß ein Mann. Und flickte sein Netz. Ich blieb stehen. Und sprach
ihn an auf das, was ich gerade gesehen hatte. Er zeigte auf die Netze. „Wir
fangen seit Jahren keine Fische mehr“, sagte er. „Niemand hier kann das. Wir
versuchen stattdessen, die Gärten einzufangen. Mit unseren Netzen. Aber sie
flattern uns davon. Bei jeder Flut. Wir wissen, dass sie zurückkommen. Bei
Ebbe. Dennoch möchten wir nicht sein. Ohne Netze.“
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