Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Sonntag, 12. Februar 2017

Leer

Über den Inhalt war mir nichts bekannt. So konnte ich auch nicht sagen, ob das, was ich vor mir hatte, voll oder leer war. Ich stand auf, um es noch einmal zu umgehen. Es abzuschreiten. Und in Augenschein zu nehmen. Es war ein durchsichtiges Behältnis. Das bis zur Zimmerdecke reichte. Der Form nach ein Zylinder. Die Außenwand erschien mir dünn. Sie erinnerte mich an Transparentpapier. Es war ganz klar. Sodass ich in das Gefäß hineinschauen konnte. Ich betrachtete alles. Und erklärte es dann für leer. Da ich nichts sah. Darin. Genau in dem Moment, als ich dies tat, öffnete sich die Wand. Und ohne länger darüber nachzudenken, ging ich hinein. Die Tür schloss sich. Automatisch. Ich befand mich jetzt in einem Filmstudio. Vor mir waren Scheinwerfer. Ich sah Kameras. Einen Teleprompter. Und mehrere Leute. Die wohl zur Crew gehörten. Alles wirkte hier sehr geschäftig. Als ich mich umsah, war da ein Stuhl. Mit meinem Namen. Und ich setzte mich. Jetzt kam jemand auf mich zu. Und gab mir ein Buch. Das war das Script. Und als ich es aufschlug und darin blätterte, war es weiß. Und wieder war ich mir unsicher, ob hier etwas war. Ich ging mit meinem Finger darüber. Und spürte eine Struktur. Ich wusste, dass es eine Technik gab. Etwas sichtbar zu machen. Ich ließ mir den Saft von acht Zitronen kommen. Und beträufelte das Script damit. Dann kam alles zum Vorschein. Und ich erklärte es. Für leer.    

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