Ich berührte alles. Ich weiß nicht mehr,
wann es begann. Wann ich über mein ursprüngliches Berühren hinausging. Meine
Hände, meine Finger tasteten jetzt. Sie tasteten sich durch meine Wohnung.
Durch das Haus. Durch mein Viertel. Mit seinen Plätzen, Cafés und Geschäften.
Auch im Park wollte ich alles anfassen. Die Bäume. Das Gras. Den Kies auf
dem Weg. Die Bänke. Ich berührte das alles. Dann bemerkte ich, dass meine Hände
die Berührungen speicherten. Wie Fotografien. Manchmal waren es auch
Wärmebilder. Wenn es sehr schnell ging: Skizzen. Meine Hände arbeiteten so:
Eine Hand ruhte auf einem Papierbogen. Der sich auf meinem Schreibtisch befand.
Ich nahm ihn als Unterlage. Wenn ich mir Notizen machte. Meine Hand ruhte also
dort. Auf dem Bogen. Und als ich sie wieder hochnahm, um nach meiner
Kaffeetasse zu greifen, sah ich den Abdruck. Es war die Rinde eines Ahornbaums.
Ich nahm ein weiteres Blatt Papier. Wieder legte ich eine Hand darauf. Ich sah
die Struktur eines Schilfblatts. Von vorhin. Am See. Dann ein drittes Blatt: Es
war ein Teil meiner Lippe. Die ich vorhin berührt hatte. Als ich auf der
Parkbank saß. Ich ahnte, dass noch viele Bilder in meinen Händen waren. Sie
wohnten jetzt dort. Ich überlegte, was sie taten. Ob es zu Überlagerungen kam. Montagen.
Zum Löschen von Bildern. Oder zu einem Ausbruch. Jenseits des Papiers. Ich
wusste nicht viel über die Bilder. Eigentlich nichts. Ich fragte mich, ob sie
nur auf Papier zum Vorschein kamen. Was passierte, wenn ich eine Wand berührte?
Oder die Haut eines Menschen? Ob sie sich auch dort zeigten? Möglicherweise
hatte all das, zu dem ich Kontakt aufnahm, nun auch Bilder von mir in sich. Als ich am nächsten Tag in den Park kam, gab
es Leerstellen. Viele Punkte waren unbesetzt. Es war weiß hier. Und ich ging zu
dem Weiß. Und berührte es. Und als ich wieder an meinem Schreibtisch saß, legte
ich die Hand auf einen Bogen Papier. Das Weiß potenzierte sich. Mit sich
selbst. Zu sich selbst. Und so war hier jetzt ein Park. Unendlich weiß. Der ganz
nackt war. Und schön.
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