Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Montag, 24. Oktober 2016

Nachtlampe



Ich möchte mich nicht umsehen. Ich möchte auch nicht sprechen. Weil mein Hals kratzt. Und trocken ist. Und meine Zunge sich anfühlt wie ein lahmes Stück Fleisch. Das träge in meinem Mund liegt. Aber jetzt bewegt sie sich doch. Weil ich dieses Stichwort bekommen habe. Es gilt, etwas über die Nachtlampe zu sagen. Und ich wundere mich über dieses Wort. Und überlege. Einfacher wäre es, über eine Nachttischlampe zu sprechen. Aber das gilt nicht. Es gilt das Wort. Das Wort, das ich auf einem Zettel vorfand. Das Wort, das ich aus einem Kasten herausnahm (wie aus einer Losbox). Also ist es die Nachtlampe. Ich sagte bereits, dass ich mich eigentlich nicht umsehen möchte. In diesem Raum. Oder was auch immer mich hier umgeben mag. Deshalb wäre es nur konsequent, die Nachtlampe erst gar nicht einzuschalten. Um hier nichts zu erhellen. Oder ins Licht zu setzen. Aber vielleicht ist es anders. Vielleicht muss ich die Nachtlampe erst gar nicht einschalten. Denn sie brennt bereits. Die Nacht brennt. Sie lodert. Und züngelt. Und knistert. Sie steht in Flammen. Und wird verzehrt. Das Feuer frisst die Nacht. Und was bleibt, ist ein dünnes (jetzt schwarzes) Pergament. Wie ein Tunnel. Das ist die Nachthülle. Es ist die Nachthülle. Und ich nehme sie mit. Und umgebe mich mit ihr. Fortan. Was auch immer sie sein mag. Was auch immer ich sein mag. Darin.

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