Es gibt Tage, da gehe ich durch den Mund. Manchmal
auch durch die Nase. An anderen Tagen sind es die Ohren. Links geht
es schneller. Über die Augen gelingt es mir nicht immer. Mund. Nase. Ohren. Und
Augen. Ausstiege. Um mein Gesicht zu verlassen. Am Sonntag habe ich an meinem
Hinterkopf etwas entdeckt. Ich bemerkte es, weil dort hinten etwas quietschte. Während
der Wagen über Kopfsteinpflaster fuhr. Es waren Scharniere. An denen eine Tür
befestigt ist. Eine Luke. An meinem Hinterkopf. Und da sie sich unter meinem Haar
befindet, ist sie gut versteckt. Durch die Luke kann ich mein Gesicht völlig
unerkannt verlassen. Wie durch einen Hinterausgang. Heute bin ich auf einem
Stehempfang. Der Gastgeber steht mir nah. Das ist der Grund meines Hierseins. Man
reicht Champagner. Und Canapés. Ich trinke nicht. So schlendere ich durch den
Saal. Und unterhalte mich. Hier und da. Irgendwann fühle ich mich unwohl. Und
beschließe, dass es Zeit ist. Für den Ausstieg. Aus meinem Gesicht. Für die
Gäste bleibe ich. Bin ich da. Und sichtbar für alle. Insbesondere für meinen Gastgeber.
Ich jedoch werde woanders sein. Ich öffne die Luke. Und klettere heraus. Aus
meinem Gesicht. Durch den Hinterausgang. Ich gehe auf die Veranda. Und genieße
die frische Abendluft. Dann stelle ich mich auf die Brüstung. Von hier kann ich
gut in den Saal schauen. Und da stehe ich. Und ich sehe mich lachen. Sprechen.
Grimassieren. Doch wie kann das sein? Ich bin doch hier. Draußen. Auf der
Veranda. Nach mir Ausschau haltend. Ich werde unruhig. Und gehe zurück. Zu mir.
Die Luke ist verschlossen. Vielmehr: Sie ist nicht mehr da. Und auch meine
Augen habe ich jetzt fest geschlossen. Die Nase läuft. Ich niese. Ich huste. In
den Ohren sind Stöpsel. Die Augen tränen. Und so bleibe ich. Hier.
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