Die Tage haben jetzt Farben. Die Farbe ist
schon da, wenn ich aufwache. Heute ist Dienstag. Und dieser Tag ist ganz gelb.
Mein Schlafzimmer ist gelb. Die Wände. Das Licht. Meine Haut. Alle Speisen und
Getränke. Auch die Menschen, denen ich begegne. Und die Tiere, die ich sehe. Alles
ist gelb. Die Farbe bestimmt auch mein Denken. Das gelbe Denken wächst. Es sprießt.
Und verzweigt sich. Wie ein Astsystem. Der Mittwoch ist orange. Ein konzentrierter
Tag. An dem ich alles genauer betrachte. Mit einem schärferen Blick. Wie unter
einem Mikroskop. Der Donnerstag ist blau. Das ist ein kühler Tag. Mit kühlen
Gedanken. Und ich auf Abstand gehe. Der Freitag ist rot. Alles pocht in mir.
Der Samstag ist grün. Das ist ein unsicherer Tag. Weil ich nicht weiß, wie ich
mich zu dem Grün verhalten soll. Und wahrscheinlich auch das Grün nicht weiß,
wie es sich zu mir verhalten soll. Alles ist dann ein wenig brüchig. Löchrig.
Und so kann ich in alles hineinschauen. Und das, was ich sehe, kann ich nicht
immer deuten. Der Sonntag ist lila. Alles ist eingestülpt. Und ich in mich gekehrt.
Ich wünschte, ich könnte den Samstag oder Sonntag gegen eine andere Farbe
tauschen. Der Montag ist braun. Ich fühle mich erdig. Wie aus Lehm. Schwerer
als sonst. Aber es ist nicht unangenehm. Und ich mag den Geruch frischer Erde. Dieser
Ablauf wiederholt sich jetzt. Woche für Woche. Die einzelnen Tage sind Blasen. Ich
bewege mich von einer zur nächsten. Zwischen den einzelnen Blasen gibt es Türen.
Ich öffne sie. Um null Uhr. Manchmal schlafe ich dann schon. Aber ich weiß,
dass ich dennoch gehe. Weiter gehe. Ich verlasse den Dienstag. Und betrete den
Mittwoch. Zwischen diesen beiden Tagen entdecke ich heute eine weitere Tür. Mit
einem Schild darüber: Exit. Ich öffne sie. Und stehe in einer großen Halle. Es könnte
ein Kraftwerk sein. Und jetzt betrachte ich, was ich gerade verlassen habe: Ich
sehe Kapseln. Raumkapseln. Sieben Stück. In denen die Tage sind. Ich nehme ein
Glas Wasser. Und schlucke alle Kapseln hinunter. Die Wirkung setzt ein. Und schon
falle ich. Aus der Zeit.
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