Ich weiß nicht, wo du herkommst. Ob du
irgendwo herausgebrochen bist. Oder herausgeschlagen wurdest. Oder abgebrochen.
Von etwas. Das kann ich nicht sagen. Und ich kann es dir auch nicht wirklich
ansehen. Du siehst ein bisschen unförmig aus. Da sind kleine Einkerbungen, ganz
kleine Unebenheiten. An dir. An einigen Stellen siehst du hingegen geschliffen
aus. Sehr dünn. Sehr dünn an den Rändern. Das sind ganz spitz und schmal
aufeinander zulaufende Oberflächen. Sodass ich die Befürchtung habe, mich an
dir zu verletzen. Auch, weil ich deine gesamte Beschaffenheit und Struktur noch
gar nicht kenne. Dafür müsste ich dich vielleicht erst einmal ein bisschen
drehen und wenden, um mir dich genauer anzuschauen. Und ich frage mich, wo du vorher
warst. Was du warst. Und wozu du einmal gehört hast. Was dem vorausging, dass
du jetzt hier liegst. Als Splitter. Und ich überlege, wie es sich anfühlt, ein
Stück von etwas zu sein, das es vielleicht als Ganzes gar nicht mehr gibt. Es
erscheint fast sicher, dass es dieses Ganze jetzt nicht mehr gibt. Weil du ja
hier liegst. Als Teil. Von etwas einstmals Ganzem. Und wie es sich anfühlen
mag, all das jetzt nicht mehr um dich zu haben. Du warst vorher ja gar nicht
erkennbar. Als solcher. Als Splitter. Ich wüsste gern, was du einmal warst. Im
Ganzen. Und ob du dich dahin zurücksehnst. Wie du dich fühlst. Jetzt. Als
Solitär. Ob es dir gut geht. Oder du gerne etwas Anderes wärest. Vielleicht ein
Vogel. So wie ich.
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