Der Zug, in dem ich wohne, ist ein Zug
älterer Bauart. Er erinnert mich an einen D-Zug. Mit dem ich in den 80er Jahren
durch die Schnee-Eifel fuhr. Darin auch ein Raucherabteil, in das ich ging, um luxemburgische Ducal zu rauchen. Mein Abteil ist mit
zwei gegenüberliegenden Bänken ausgestattet. 2 x 4 Sitze. Es gibt hohe
Rückenlehnen, die fast bis zu den Gepäckablagen reichen. Dazwischen
Spiegelfliesen. Im Querformat. Über jedem Sitz eine. Die Bezüge sind dunkelrot.
Dunkelrotes Kunstleder. Die Wandverkleidung aus Echtholz. Ich habe dimmbare
Deckenleuchten. In der Gepäckablage meine Bücher. Und einige Wäschestücke. Es
gibt zwei Decken. Auf einer liege ich. Mit der anderen decke ich mich zu. Ferner
ein Kissen. In klassischem Weiß. Die eine Seite der Sitze nutze ich als
Schlafbank. Die andere Seite ist mein Wohnzimmer. In dem ich auch arbeite. Ich kann
die Tische unter dem Fenster ausklappen. Mein Tablett abstellen. Die Tische sind
gute Schreibunterlagen. Die Luft hier ist immer frisch. Denn die Fenster lassen
sich öffnen. Durch einfaches Runterziehen. Und ich habe anthrazitfarbene Vorhänge.
Am Außenfenster. Die ich bei Sonnenuntergang schließe. Ich kann auch die
Vorhänge am Gang zuziehen. Dann hat niemand mehr Einblick. In mein Abteil, das
ja meine Wohnung ist. Was ich sehr angenehm finde: Der Zug ist auf zahlreichen Strecken
unterwegs. So durchfahren wir die unterschiedlichsten Gebiete und Länder. Am Anfang
habe ich sehr viel Zeit damit verbracht, aus dem Fenster zu schauen. Und
Landschaften zu betrachten. Oder auch die Städte, in die wir einfuhren. Mich haben
die Lebensformen dort sehr interessiert. Mittlerweile schaue ich kaum noch nach
draußen. Ich bin jetzt meist hier. Im Innern. Meines Abteils. So habe ich keine
Orientierung. Im Außen. Im Draußen. Und weiß nicht, wo genau wir uns gerade
befinden. Aber das stört mich auch nicht. Ich könnte mich ja jederzeit
erkundigen. Beim Schaffner. Beim Personal. Ich könnte herausschauen, wenn der
Zug in einen Bahnhof einfährt. Und die Schilder lesen. Das Sonderbare an diesem
Zug ist, dass ich gar nicht weiß, wer die anderen Fahrgäste sind. Oder ob es
überhaupt andere Fahrgäste gibt. Ich höre ja manchmal Schritte. Auf dem Gang. Gesehen
habe ich niemand. Und auch noch keinen Schaffner. Der in mein 2. Klasse Abteil
kommt. Um meine Fahrkarte zu kontrollieren. So fahre ich. Ohne zu wissen, wer
fährt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.