Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Dienstag, 2. Mai 2017

Leere_vollkommen



Die Landschaft, durch die ich gehe, ist nicht bewachsen. Und auch nicht bebaut. Sie ist eine karge Ebene. Es gibt keine Begrenzungen. Oder Orientierungspunkte. Wie Zäune. Oder Berge. In ihr. Ich weiß, dass hier einmal viel Wasser war. Das alles auswusch. Wegwusch. Sodass die Landschaft zu dem wurde, was sie jetzt ist. Vollkommene Leere. Während ich gehe, sehe ich nicht einmal einen Stein. An dem mein Fuß Anstoß nehmen könnte. Es ist glatt hier. Ohne rutschig zu sein. Ich habe mir diese Landschaft ausgesucht, weil ich mir von ihr einen Ausgleich erhoffe. Für das Ungeordnete. In mir. Ich bin hierhergekommen, damit sich die Leere dieser Landschaft ausbreitet. In mir. Oder ich ein Teil von ihr werde. Aufgehe. In ihr. Das Ungeordnete in mir ist das Warme. Und das Kalte. Das sich vermischt. Zu etwas Lauem. Das mich weder das Kalte noch das Warme spüren lässt. Es ist wie ein Dümpeln. In mir selbst. Und tatsächlich lässt mich diese Landschaft das Warme und das Kalte klarer spüren. Als würde das Laue herausgewaschen. Wie einst das Wasser alles wegwusch. Aus dieser Landschaft. Und alles verschwand. Ich gehe. Mehrere Stunden lang. Bis irgendwann die Landschaft abreißt. Und ich an einer Abbruchkante stehe. Der Wind ist sehr stark hier. Sodass ich mich auf den Bauch lege. Um hinunterzuschauen. Dort liegt alles, was verschwand. Aus dieser Landschaft: Bäume. Berge. Tiere. Geröll. Farne. Und Moose. Und auch das Laue (aus mir). Ich weiß, was ich nun tun muss. Ich steige. Dort hinunter. In all das. Verschwundene. Ich muss darin baden. Und darin aufgehen. In diesem Meer. Aus Abwesenheit. Bis auch die Leere ganz leer wird.   

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