Die Straße, durch die ich gerade gehe, ist
dicht mit Lampen bestanden. Ihre Schirme öffnen sich Richtung Himmel. Sodass auch das Licht
nach oben strahlt. Ich überdenke diese Konstruktion. Denn hier unten auf der
Straße ist es nahezu dunkel. Es ist nur ein schwacher Lichtkegel, der auf den
Gehweg fällt. Irgendetwas bewegt sich. In den Lampen. Das sehe ich. Auch durch
die Schirme. Mich erinnert es an Flügelschläge. Aber ich bin mir nicht sicher. Vielleicht
sind dort Nester. So beschließe ich, bei Tag wiederzukommen. Jetzt (bei
Tageslicht) sehe ich klarer. Ich beobachte, wie etwas aus den Lampen fliegt.
Und nach einiger Zeit zurückkehrt. Wie in ein Nest. Dieser Flug aus den Lampen
verläuft synchron. Es ist ein gleichzeitiges Wegfliegen. Und eine gemeinsame
Rückkehr. Zu den Lampen. Ich schaue auf meine Uhr. Die Ankunft erfolgt nach einhundertachtzig
Sekunden. Und auch beim fünften Durchlauf bleibt diese Zeitspanne konstant: Es
sind immer einhundertachtzig Sekunden. Das, was das Nest verlässt, ist kein
Vogel. Es trägt kein Gefieder. Es sind Kugeln. Mit Flügeln. Daran. Die nackt
sind. Von hier unten sehen sie aus wie Pergamentpapier. Wenn die beflügelten
Kugeln zurückkehren, klebt etwas Hohes und Schmales an ihnen. Es sind Zeiger. Stundenzeiger.
Und Minutenzeiger. Man hört, dass die Uhren hier nackter und nackter werden. In
diesem Bezirk. Und dass da etwas brütet. In den Nestern. Und die Brut mit Zeigern
gefüttert wird. Die Brut sitzt im Zeitnest. Dies ist die Allee der Zeitnester. Jetzt
spüre ich ihn. Den Flügelschlag. Ich fliege fort. Und kehre zurück. Nach
einhundertachtzig Sekunden.
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