Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Samstag, 26. November 2016

Laterne



Warum man gerade hier eine Lichtquelle installiert hat, erschließt sich mir nicht. Es ist doch schon hell. Hell genug. Alles ist ausgeleuchtet. Und diese Stelle wird selten passiert. Mehr noch: Hier ist niemand. Ich bin mir nicht sicher, was mich hier hingeführt hat. Zu dieser Laterne. Die zunächst gar nicht weiter auffällt. Da es hier ja ohnehin hell ist. Aber das sagte ich bereits. Ich weiß nicht, wie ich an diesen Ort gekommen bin. Ich kann mich an  keinen Weg erinnern. Den ich gegangen oder gefahren wäre. Meine Erinnerung setzt ein. Und ich stehe unter dieser Laterne. Wenn ich nach oben schaue, sehe ich unzählige Insekten. Es sind Falter, Fliegen und Mücken. Einige Arten kenne ich nicht.  Die Tiere bewegen sich um die Lichtquelle. Ich höre ihren Flügelschlag. Und auch das Geräusch einiger, die dort oben verbrennen. Hier unten (direkt vor mir) müssen einmal Züge gefahren sein. Ich sehe Schienen. Im Sand. Doch jetzt ist es still. Es ist still. Aber es gibt Licht. Viel Licht. Ich ziehe mich aus. Weil ich in diesem Licht baden will. Nach dem Bad hat meine Haut eine andere Farbe. Sie ist jetzt gelb. Aber es ist kein ungesundes Gelb, sondern ein strahlendes Gelb. Und auch nachdem ich mich angezogen habe, strahlt dieses Gelb durch meine Kleidung. Und ich verlasse den Ort. Als Leuchtkörper.

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