Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Dienstag, 8. November 2016

Kostüme



Mir kommen schon seit einiger Zeit Kostüme entgegen. Hier. Wo ich bin. Es sind nur die Kostüme selbst. Es gibt keine Träger. Jedenfalls sehe ich keine. Die Art der Kostüme ist mir fremd. Ich versuche, sie bestimmten Epochen zuzuordnen. Aber es gelingt mir nicht. Ich finde keinerlei Anhaltspunkte. Und so müssen diese Kostüme von weit her kommen. Aus abgelegenen Gebieten. Besonders ist auch, dass ich die Farben der Kostüme nicht kenne. Ich habe sie noch nie gesehen. Es fällt mir auch schwer, sie für mich selbst zu beschreiben. Und ich überlege, welche Farben ich miteinander mischen müsste, um diese Farbtöne zu gewinnen. Ich komme zu keinem Ergebnis. Vielleicht bricht sich das Ganze hier einfach anders. In meinen Augen. Sodass ich es sehe. Wie ich es sehe. Und auch die Form der Kostüme ist mir fremd. Sie haben etwas von Kegeln. Von Rechtecken und Rauten. Und Dreiecken. Sehr geometrisch. Und mich beschäftigt die Frage, wie sich die Kostüme eigentlich durch den Raum bewegen. Ihr Bewegungsablauf ähnelt dem eines Menschen. Aber da ist ja niemand. In dem Kostüm. Irgendwann bleibt eines der Kostüme vor mir stehen. Und spricht mich an. Die Stimme klingt monoton. Und sehr blechern. Aber ich bin zu aufgeregt, um mich daran zu stören. Die Stimme fragt mich, was ich sehe. Ein Kostüm, antworte ich. Ein Kleid. Geschnitten wie eine Raute. Die Farbe kenne ich nicht.  Aber sie ist sehr hell. Das höre ich zum ersten Mal, entgegnet die Stimme. Neu für mich, dass ich überhaupt etwas trage.

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