Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Donnerstag, 18. August 2016

Töne



Ich verließ gerade den Park, als ich dieses Geräusch hörte. Es war ein Tropfen. Und da hier aber nichts war, was tropfen konnte, blieb ich stehen. Es klang nach einem großen Tropfen, der in ein Becken fiel. Ich befand mich ja draußen und hatte es dennoch sehr deutlich gehört. Einige Meter vor mir sah ich jetzt eine Tafel. Sie war durchsichtig. Und auf ihr war ein Tropfen abgebildet. Das Symbol eines Tropfens. Wie auf einem Schaltpult. Die Tafel verschwand sogleich. Ich überlegte. Und in den Vordergrund schob sich ein Gedanke, der möglicherweise von Anfang an im Raum stand: Dass ich mich in einem Tonstudio befand. Ich ging weiter. Und da waren meine Schritte auf sandigem Boden, die ich hörte. Dann quietschte ein Gartentor. Ein Auto hupte. In der Ferne die Autobahn. All das hörte ich, weil ich mich in einem Tonstudio befand. Sonst wäre hier Leere. Und Schweigen. Immerfort. Und möglicherweise war auch alles, was ich bisher gesagt und geäußert hatte, das Produkt einer Maschine, die Töne produzierte. Vielleicht war alles auch einfach ein unglücklicher Zufall. Ein schlechter Ort: Der Rand des Parks. Und dann dieses Geräusch. Der Tropfen. Dieser übergroße Tropfen. Vielleicht war ich auch überreizt. Und die Dinge wollten einfach nicht zusammenpassen. Für mich. Aber es gab auch andere Anhaltspunkte. Aus denen ich andere Schlüsse zog. Vielleicht lebte ich in einem riesigen Tonstudio. Immer schon. Wo man mir die Signale gab. Die Tonbänder liefen. Und ich hörte. Was für mich bestimmt war. Und ich sagte. Was für andere bestimmt war. Ich sagte Sätze. Und ich hörte mein Gegenüber. Und ich hörte Gespräche. Ich hörte mich sprechen. Es kam alles vom Band. Meins. Und das der Anderen. Und ich fragte mich, mit wem ich sprechen könnte. Über die Töne.

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