Ich suche einen Ort. Einen Platz. Wo ich
mich aufhalten kann. Weil sich das, worauf ich warte, verspätet. Die Tafel in
der Vorhalle kündigt vier Stunden an. Ich werde warten. Und so gehe ich auf das
hölzerne Portal des Wartesaals zu. Drücke die Messingklinke hinunter. Und öffne
langsam die Tür. Der hohe Raum, den ich nun betrete, erinnert mich an eine
Kirche. Es gibt farbige Fenster. Und in Reihen aufgestellte Holzbänke. Auch
ohne Kerzen haftet diesem Ort etwas Feierliches an. Die Bänke sind fast alle
belegt. In der dritten Reihe finde ich Platz. Ganz außen am Gang. Ich verstaue
meinen Koffer unter der Bank. Und nehme einen Schluck Wasser. Ich blättere in
dem Buch, das ich mitgebracht habe. Dann wende ich mich wieder dem Innenraum
zu. Und betrachte die Menschen, die sich hier aufhalten. Einige wirken so, als
säßen sie schon eine ganze Weile hier. Tage. Oder sogar Wochen. Mir fällt auf,
dass keiner der hier Wartenden ein Gepäckstück bei sich hat. Worüber ich mich
wundere. Denn dies ist ein Abfahrtsort. In alle Teile des Landes. Und darüber
hinaus. Ich beginne, über den Wartesaal nachzudenken. Vielleicht hat es mit
diesem Saal und den hier Wartenden noch etwas
anderes auf sich. Ich drehe mich um. Und wende mich dem Mann schräg hinter mir
zu. Er trägt einen Hut, hat ein Stofftaschentuch vor sich ausgebreitet und
schält eine Orange. „Worauf warten Sie?“, frage ich ihn. Er schaut hoch. Er
schaut mich an. „Dass jemand kommt. Und mir diese Frage stellt.“
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