Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Samstag, 17. Dezember 2016

Uhr



Das Instrument, dieses Messinstrument, ist nicht mehr auffindbar. Nirgends. Als ich aufwachte, stand die Sonne bereits sehr hoch. Und ich hatte ein Treffen verpasst. Dass es allen so ging und keiner mehr die Zeit kannte, erfuhr ich erst später. Der Wecker, der auf einer Holzleiter neben meinem Bett stand, war jetzt zeitlos. Leer. Denn als ich ihn in die Hand nahm, blickte ich in ein weißes Gehäuse. Es gab kein Zifferblatt. Keine Zeiger. Ich lief in meiner Wohnung umher. Und suchte meine Armbanduhr. Vergebens. Ich fuhr meinen Rechner hoch. Auch dort keine Uhrzeit mehr. Und als ich in die Suchmaschine „Aktuelle Uhrzeit“ und dann „Uhr“ eingab, ergab beides null Treffer. Ich verließ das Haus. Zwei Straßen weiter blieb ich an der Kirche stehen. Der Turm war nackt. Entuhrt. Ich fuhr zum Bahnhof. Einem jener Orte, wo die Zeit das bindende Element ist. Und sich Menschen und Züge synchron an einem Gleis einfinden. Fortan käme man auf gut Glück hierher. Wahrscheinlich würde man warten müssen. Ohne zu wissen wie lang. Die Zeit (das erfuhren wir später) hatte sich eingeholt. Und war dann in sich selbst gegangen.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.