Schon seit längerem beobachte ich alles, was
außerhalb meines Gehäuses geschieht. Und mit Gehäuse meine ich das Bauwerk, das
ich mir auf der Anhöhe errichtet habe. Von weitem gleicht es einem
überdimensionalen Ballon. Der weiß ist. Und dessen Außenhaut die Struktur von Facettenaugen
hat. Ich nenne es Gehäuse, weil es rund ist. Mich umschließt. Und ich mich hier
geborgen fühle. Anfangs bin ich nahezu täglich aus dem Tal (wo mein Haus steht)
hier hoch gestiegen. Auf die Anhöhe. Um meine Beobachtungen zu machen. Mittlerweile
wohne ich hier. Ich habe mich eingerichtet. Spartanisch. Ich brauche nicht
viel. Denn mein Augenmerk liegt anderswo: Mich interessieren Himmelskörper. Ich
habe ein Teleskop. Aber das ist eher Tarnung. Eigentlich ist es das
Gehäuse selbst, das sieht. Ich erwähnte die Facettenaugen. Ich habe sie so
ausgerichtet, dass ich damit den ganzen Himmel absuchen kann. Mit dem Gehäuse und
durch das Gehäuse sehe ich genauer, tiefer und schärfer als durch jedes Teleskop.
Es reicht also, wenn ich mich nah genug an die Innenhaut (die ja gleichzeitig
die Außenhaut ist) stelle. Ich fertige Aufzeichnungen an. Präzise
Aufzeichnungen. Und meistens mache ich meine Beobachtungen die ganze Nacht
hindurch. Ich schlafe am Tag. Wenn überhaupt. Ich habe mir das Schlafen
abgewöhnt. Die meiste Zeit bin ich also wach. Heute habe ich etwas Außergewöhnliches
gesehen. Es ist ein Planet. Den ich noch nie zuvor sah. Und der auch nirgends
verzeichnet ist. Ich werde ihm einen Namen geben. Und ich werde nach einer
Möglichkeit suchen, dorthin zu gelangen. Das wird mir (ich weiß es) mit Hilfe der
Facettenaugen gelingen. Ich werde eine Brechung erzeugen. Die so etwas sein wird
wie Lichtgeschwindigkeit. Nur anders. Und es ist mir tatsächlich gelungen. Ich bin
da. Auf dem Planeten. Und ich bin hier umgeben von zersprungenen Bildern. Es
müssen reflektierte Impressionen der Erde sein. Und auf einem dieser Bilder
erkenne ich auch das Gehäuse. Sein Inneres ist jetzt nach Außen gestülpt. Und nun
begreife ich. Die Zeit.
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