Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Freitag, 16. September 2016

Auf der Landstraße



Ich hatte mich länger in dem Dorf aufgehalten. Das sich dadurch auszeichnete, genau in der Mitte des Landes zu liegen. Ich hatte die Tage dort nicht gezählt. Weil es mir unwichtig erschien. Und mich niemand (weder ich selbst noch Andere) dazu anhielt. So konnten es mehrere Monate oder aber auch Jahre gewesen sein, die ich an diesem Ort verbracht hatte. Ich war bei meiner Ankunft von Norden her in das Dorf gekommen. Und ich beschloss, es in südliche Richtung wieder zu verlassen. Am Rande des Dorfes begann eine Landstraße. Ich hatte keine Hinweise, und ich erhielt auch keine Hinweise, wohin mich diese Straße eigentlich führte. Und so ging ich. Die Straße war leer. Menschenleer. Und mir begegneten auch keine Fahrzeuge. Rechts und links der Landstraße verlief eine Graslandschaft, die sich an beiden Seiten der Straße bis zum Horizont zog. Und auf diesen Rasenflächen war nichts zu sehen. Keine Blumen. Keine Sträucher. Kein Zaun. Nicht einmal Tiere. Und was mir dann auffiel: Diese riesigen, weitläufigen Flächen waren gemäht. Frisch gemäht. Das Gras oder Heu war entfernt worden. Die Rasenflächen waren außerordentlich gepflegt. Und ich überlegte, wie viel Mühe und Arbeit die Pflege dieser Flächen wohl in Anspruch nahm. Ich fragte mich, wer diese Flächen nutzte. Und wem sie gehörten. Ich dachte, dass Kühe oder Schafe hier gut hinpassen würden. Und bestimmt auch sehr nützlich wären. Aber auch sie sah ich nicht. Denn alles war leer. Und so führte mich die Landstraße weiter durch das Grasland. Das Rasenland. Und ich ging. Und ging. Bis plötzlich ein Gebäude vor mir auftauchte. Es hatte unvorstellbare Ausmaße. Als ich direkt vor ihm stand, erfasste ich mit meinem Blick nur einen Eckstein des Gebäudes. Und dieser Stein war ganz grobporig. Ich suchte nach einer anderen Perspektive. Und schaltete den Zoom aus. Das Gebäude erschien sogleich kleiner. Wohlproportioniert lag es nun vor mir. Eingebettet in eine  Rasenlandschaft. Sehr stimmig, dachte ich. Nur, dass ich selbst jetzt nicht mehr hineinpasste.

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