„Hier ist Nacht“, sagte der Kieselleib. „Ich
atme tote Luft und klopfe gelangweilt gegen den Käfig. Vielleicht sollte ich
mich auf eine Expedition begeben. Eine Reise durch den Großen Zerrspiegel. Hin
zum Depot mit dem glasierten Steingut. Dann weiter zur Hochebene. Alles
auffressen. Das ganze Gestein.“
Nichts von dem geschah. Das heißt: Nichts von
dem war da, als der Kieselleib den Großen Zerrspiegel durchschritt. Weder
Hochebene. Noch Depot. Stattdessen stand ihm ein Seeungeheuer gegenüber. „Was
ist das für ein absonderliches Kleid, das Sie da tragen?“ „Ein Kreppkleid“,
antwortete das Seeungeheuer und atmete schwer. „Ach, mir ist ganz elendig. Mein
Porträt ist gebrochen.“ „Wie kann das sein?“, wollte der Kieselleib wissen. „Schuld
ist meine Migräne. Sehen Sie nur (das Ungeheuer wies auf einen Drahtkorb): Dort
liegt es, mein geborstenes Hirn.“ Der Kieselleib nahm eine Lupe und betrachtete
es eingehend. „Hoffentlich keine Infektion“, flüsterte das Ungeheuer. Tief
besorgt. „Nun, was ich hier sehe, ist Trockenfleisch. Aber das ist nur
temporär. Ich fixiere es auf Super 8. Dann haben wir ein Modell. Und formen
Ihnen ein neues aus Silikon.“ „Mir sind leider die Hände gebunden“, äußerte das
Seeungeheuer. Und machte ein verwischtes Gesicht. „Ich gehe jetzt schwimmen. Da
bin ich in meinem Element.“ Und verschwand in die Badeanstalt.
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