Ich entferne die letzte Tapetenschicht.
Stück für Stück. Und darunter kommen immer mehr Fotografien zum Vorschein. Es
sind Porträts. Von Menschen. Aus einer anderen Zeit. Sie tragen Kleider, die
ich nicht kenne. Während mein Blick über die Wand schweift, gerät alles in
Bewegung: Die Menschen strecken sich. Und klettern aus ihren Bildern heraus.
Einige geben sich die Hand. Umarmen sich. Lachen. Und sprechen. In einer mir
fremden Sprache. Dann winken sie mir zu. Und laden mich ein, zu ihnen zu kommen.
Ich zucke ratlos mit den Schultern. Denn ich habe keine Idee, wie ich sie erreichen
soll. Dort. Auf der Wand. Doch dann weiß ich, was ich zu tun habe: Ich gehe zum
Schrank, öffne eine Schachtel und nehme eine Fotografie von mir heraus, um sie
sogleich auf der Wand zu befestigen. Nun verstehe ich die fremde Sprache. Man
bittet mich, wieder eine Tapete anzubringen. Während ich die letzte Bahn
andrücke, schlüpfe ich darunter. Dann wird alles ganz weiß. Und ich höre
vertraute Stimmen. Manchmal überlege ich noch, was ich jetzt wohl gerade mache.
Dort. In meinem Raum. Vor der Tapete.
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