Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Sonntag, 30. Januar 2022

Einwort

 

Dieser Strand ist anders.

Man hat Schaukästen aufgestellt.

In ihnen zeigen sich Zeichen.

Betrachtet man sie länger,

so meint man,

etwas herauszulesen.

Es könnte Seeeis heißen.

 

Schon ruft jemand das Wort in den Wind.

Dann zieht ein Sturm auf –

und die Nacht gleitet am Tag vorbei.

 

Der Morgen ist klar.

Schaut man jetzt aufs Meer,

gleicht es einem verspiegelten Fenster.

 

Vielleicht ruht es darunter.

 

Man sieht Vögel,

die es streifen –

Seeadler und Sturmmöwen,

deren Flügel schon nach einer kurzen Berührung glänzende Spiegel sind.

 

Auch das Wetter ist jetzt nichts als Glanz –

und hält ihn -

Stunde für Stunde, Tag für Tag.

Es hält ihn und zieht ihn dann mit sich –

durch ein offenes Fenster der Zeit.

 

Am Strand ist es anders.

Dort sehnt man ein Sommergewitter oder auch wehenden Schnee herbei –

irgendetwas jenseits des verspiegelten Glanzes.

Nichts davon zieht auf.

Das Warten wird lang,

bis alles ermüdet und dem Schlaf verfällt.

 

Der Seebrücke wachsen Dornen.

Der Sand entkommt.

Die Zeit zieht –

in einen Gang hinein.

Lang ist ihr Lauf.

 

Und später, sehr viel später,

(zu einer Zeit, wo sich die Zeit nicht mehr an sich selbst erinnert),

ruft jemand in einer geräumten Bucht das Wort in den Wind –

und weckt ein Meer,

das unerkannt unter den Städten lebt.

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