Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Sonntag, 16. Januar 2022

Spiegelmeer

 

Schon seit Tagen bleiben die Gezeiten aus.

Wir warten auf Basaltsäulen über dem Meer

und sprechen Silben in den Wind.

Sie bleiben unerhört.

 

Auf einem anderen Fels beschwört man die Strömung –

sie möge sich zeigen oder etwas mit sich reißen.

Der Wind trägt das fort.

 

Wir gehen an den Rand der Klippe und schauen.

Der Atem des Meeres ist flach.

Wir springen kopfüber hinein,

um es schäumend zu sehen und aufzuwühlen –

ein paar Kreise im Wasser oder eine Welle sogar.

 

Das Meer zieht sich auf den Steg zurück –

und geht an Land.

Dort holt es ferne Sonnen herbei –

und steckt sie an.

Sie scheinen Tag und Nacht.

 

Bald schon wird alles ganz krustig und weiß sein.

 

Nichts als Salz.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.