Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Donnerstag, 5. August 2021

skinny

 

man sah es mir an:

ich ging hungrig durch die welt

und durchstreifte sie wie eine shopping mall.

mich zog es hinaus. fernes zog mich an.

ich flog. transatlantik. und wieder zurück.

ich kostete die alte und die neue welt.

ich reiste weiter.

und schmeckte, schluckte, zerkaute beide.

da war ein geschmack. ich kam auf den geschmack.

er blieb eine zeit lang.

 

am ende des sommers, ich saß an einem römischen brunnen,

wurde das wasser immer lauter, das licht greller, und die häuser ringsum kamen auf mich zu.

ich schloss die augen, hielt mir die ohren zu, schwitzte.

mir wurde die welt zu viel.

ich hielt sie nicht mehr heraus aus mir.

die welt legte sich in mich.

ich spürte sie.

eine abendfüllende übelkeit.

 

gegen mitternacht spie ich die welt wieder aus.

ich gab alles zurück. wieder an diese welt.

und stand leer in ihr.

aber je mehr ich abwarf, hinauswarf aus mir,

desto schwerer fühlte ich mich.

 

ich zog wieder hinaus. noch weiter und tiefer in die welt hinein.

diesmal biss ich mich fest in ihr.

sie schmeckte süß und bitter zugleich.

die welt wog schwerer denn je. sie hatte zugenommen.

keine waage zeigte das.

wieder wollte ich die welt abwerfen, hinauswerfen aus mir.

ich übergab mich.

ihr.

und machte weiter.  

 

ich trank jetzt nur noch softdrinks mit taurin.

energy. energetisch. energieverlust.  

warf alles ab und hinaus aus mir.

und indem ich an gewicht verlor, gewann ich.

ich wurde die light-version meiner selbst.

leicht, ganz leicht, würde ich aus diesem kampf hervorgehen.

 

heute gleiche ich einem strich, der durch die welt geht.

er zerteilt auch mich.

die welt fasst mich noch immer an. sie berührt mich weiter.

damit das weggeht (weltgefühl), damit sie vergeht,

muss der raum in mir noch kleiner werden.

ich schnüre alles in mir zusammen.

 

für eine abnehmende welt.

 

es ist ein hohlwangiges gesicht,

in das ich jetzt im spiegel schaue.

meine beine gleichen dünnen hölzern.

aber ich gehe weiter.

bis ich untergehe.

 

und dass ich vergehe, erleichtert mich sehr.

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